Der Gedichtladen

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Kolumne Nummer 31/2019 „Fortschritte“

Fortschritte

Das Problem mit dem Sonnenauf- und -untergang lässt mich nun schon seit acht Wochen nicht ruhen. Der Weg führte mich noch mal an die Ostsee, wo die Touristen den nördlichsten Punkt Rügens besuchen. Die Steilküste ist wegen der Küstenabbrüche weitgehend gesperrt und die Sonne geht ja nun gerade wirklich im Osten auf und im Westen unter. Da ist jede Biegung der Küste, an der man sich gerade befindet, ein Hindernis und wir mussten manchen Gewaltmarsch absolvieren, um noch zum Sonnenuntergang zurechtzukommen und die Sonne wirklich ins Meer eintauchen zu sehen.

Es stellte sich heraus, dass die Tabellen, die man im Internet findet, auf die Minute genau berechnet sind, aber auch unsere Formeln entwickelten sich in einer gemütlichen Ferienwohnung in Putgarten, also ganz nahe an Kap Arkona, sodass wir jetzt eine Abweichung von höchstens noch zwei Minuten von den Tabellen haben.

Natürlich kann man sich den ganzen Tag nicht nur mit der Sonne beschäftigen. Eine Jugend forscht Aufgabe war auch noch im Gepäck, und das beschäftigte uns dann die restliche Zeit und die Nächte durch, sodass das Mittagessen manchmal sogar völlig ausfiel. Einen Laden gibt es ja nicht in Putgarten und man muss bis zum nächsten sieben Kilometer weit fahren, was wir dann gar nicht erst ausprobiert haben. Zum Glück reichten unsere Vorräte für die vier Tage hin, und das Programm für unseren Arduino ging dann auch am Tag der Abreise morgens um vier das erste Mal.

Das Ganze ist natürlich nicht gerade Erholung pur, wie man sie sich landläufig vorstellt, aber es ist gar nicht gesagt, dass Erholung im Nichtstun besteht. Wenn es Spaß macht, sich die Dinge entwickeln zu sehen, kann man schon mal früh um vier noch einen Kick bekommen und sich sehr frisch fühlen.

Nun harren noch ein, zwei Probleme der theoretischen Lösung und sollen noch mit Messwerten untersetzt werden. Das Ziel besteht darin, das alles in den kommenden vier Wochen zu schaffen. Dann sollten wir die Formeln haben, mit denen man sich behelfen kann, wenn man mal kein Internet hat, und vor allem versteht man dann, was man tut. Die Vorgänge, die zur Verschiebung des wahren Mittag und des Sonnenauf- und -untergangs führen, sind interessant genug, um sie einer Analyse zu unterziehen.

Christian Rempel in Zeuthen, den 28.9.2019