Der Gedichtladen

Gedanken aus dem Leben, für das Leben

Kolumne KW 47 2018 „Siebenjahrplan“

Siebenjahrplan 

Von meiner weisen Schwester habe ich die Einteilung in Siebenjahresperioden des Lebens, die sich bei mir in vier Jahren runden werden. Sieben Jahre hat Jakob bei seinem Onkel Laban um die schöne Rahel gedient und bekam zum Dank dann die Schwester in der Hochzeitsnacht untergeschoben. Ihm wurde dann zwar auch die Liebste gewährt, aber dafür musste er dann noch weitere sieben Jahre in Diensten des Onkels bleiben.

In vier Jahren werde ich meinem Vater sieben Jahre gedient haben, im vorgerückten Alter, wo einem dennoch die Liebe noch nicht fremd geworden ist, und im Grunde diene ich diese Zeit auch um meine Angebetete, die ja nun vorderhand nichts mehr von mir wissen will.

Eigentlich wollte ich nach acht Jahren, die ich mich um Gegenliebe bemühe und drei Jahren, die ich bisher meinem Vater gedient habe, schon aufgeben, mich in ein Privatleben zurückziehen, aber die Vorkehrungen, die dafür zu treffen sind, sind nicht von heute auf Morgen erledigt, das nimmt eben noch Jahre in Anspruch, die keine verlorenen Jahre sein werden, sondern ich vielleicht einen glücklichen Menschen um mich haben werde.

Frauen geben einem ja immer nützliche Ratschläge, die dann allerdings gegeneinander abzuwägen sind, was man nur selbst bewerkstelligen kann, soweit es einen betrifft. Einer der Ratschläge war, sich eine der vielen Frauen zum Gefährten zu suchen und von einer aussichtslosen Obsession abzusehen. Ein anderer war, dass man von einem Menschen schon so fasziniert sein könne, dass es sich lohnt, auf diese lebensnähere Lösung zu verzichten.

Man kann sich fragen, ob das Leben planbar ist und des Weiteren, ob es in diesem Falle sich noch lohnen würde zu leben. Materiell ist man gezwungen, sich Vorstellungen zu machen, wie lange und wie man leben möchte, und dabei war ich schon mal bei der Variante 65+ angelangt, was ich jetzt auf die 85er Variante erweitert habe.

Mein siebzigster Geburtstag in gut vier Jahren wird jedenfalls so ein Einschnitt werden. So lange bin ich vielleicht noch Jugend forscht Betreuer, bis man sich dann, ausgebrannt, aufs Alterteil zurückzieht und den Jungen den Vortritt lässt. Mit 63 bin ich bei meinem Vater eingezogen und nach sieben Jahren gedenke ich wieder auszuziehen. Die damit verbundenen Einschränkungen kann man genießerisch aufnehmen, denn der Plan ist auch immer eine Perspektive.

Christian Rempel in Zeuthen, den 25.11.2018