Der Gedichtladen

Gedanken aus dem Leben, für das Leben

Kolumne KW27 / KW28

Dank an viele Helfer (Jetzt die 7. Auflage)

 

Jetzt gab es noch einige Nächte mit Liane, die tapfer mit stilistischen Schnitzern kämpf­te. Rositha hatte Stunden um Stunden hinge­bracht, um „Klarheit und Wahn“ zu schleifen und die vielen „Dann“ zu bekämpfen, wie sie einem Bericht nun mal anhaften.

„Dann“ war Andrea auch nicht so begeistert von dem Schluss. Eine ganze Auflage musste eingestampft werden, weil er mir selbst nicht gefiel. Sie ist aber nicht die Ehefrau, die ei­nem genau sagt, wie’s langgeht, und wie man es oft antrifft. Es sei mein Buch, betont sie immer wieder, obwohl doch das Schönste daran ein Gedicht von ihrer Hand ist.

Die Dinge haben sich auch noch hingezogen. Ein Hochzeitstag, der zehnte, war zu absol­vieren und wir können stolz auf diese Zeit sein, die uns Gott in Gesundheit und Glück gewährte. Dass wir als Draufgabe auch noch unsere Liebe haben, davon kann man sich selbst ein Bild machen.

Manch einer sagt, dass so Privates nicht ver­öffentlichbar ist, andere meinen aber, dass es das ehrlichste Buch ist, das sie je lasen. Inte­res­sant und schön sei es noch dazu. Man kann wirklich auch sagen, dass es kaum eine be­kann­te Darstellung gibt einer Wanderung durch heimatliche Gefilde, die dennoch auch einen beachtlichen Aktionsradius hatte. Noch seltener trifft man Beschreibungen über den Klinikalltag in einer psychiatrischen Einrich­tung an, den viele Erfahrene schon ausführ­lich beschreiben wollten, aber es meistens daran gebricht, die Einzelheiten wirklich noch zusammenzubekommen, weil man meistens froh ist, das hinter sich zu haben und dann in Schweigen verfällt.

Im Rückblick kann man sagen, dass die sechs turbulenten Wochen der so genannten Os­ter­freudenzeit, die für mich in einer illegalen Unterbringung endeten, ich also weggesperrt wurde, doch ihre Früchte getragen haben. Die Ideen waren schon psychotisch, aber man könnte auch der Meinung sein, dass solche Vorstellungen jeder mal hat und man sie auch gut mit sich selbst aus­machen kann, denn die Gedanken sind doch frei, oder?

Manch einer ist nun der Meinung, das alles könne man sich ja mal freundlicherweise durchlesen und meint, er würde mir damit einen Gefallen tun. Aber die über Jahre entwickelte Schreiberfahrung und die Dicht­kunst, so glaube ich, berechtigen mich, das als ein kleines Kunstwerk anzusehen, wenn es auch ein getreuer Bericht ist; denn oft liegen Einschätzungen einfach in dem, wie man etwas zum Ausdruck bringt.

Natürlich gibt es auch Menschen, die mei­nem Schreiben ablehnend gegenüberstehen, und diese bitte ich um Nachsicht. Jeder hat die Möglichkeit, seine eigene Sicht zusam­men­hängend darzustellen und die Entschei­dung über das, was Kunst sein will, liegt meines Erachtens immer noch beim Markt. So verkannt, wie man auch immer sein mag, eines Tages tritt diese Wirkung ein und keiner wird bestreiten, dass irgendwann hoch gehandelte Kunstwerke, auch wirklich Kunstwerke sind.

Das mag eine Weile dauern und manchmal reicht die Lebenszeit nicht aus, um einer An­er­kennung teilhaftig zu werden. Sei’s drum.

Die Sache mit XY – meine Imagination.
Du sagst, Du wusstest das immer schon.
„Alle falschen Wegweiser hinter sich lassen!“
Du sagst, dass Du sie begreifst.
Reizenden Frauen unter den Rock zu fassen,
welch kühner Gedanke, nur Du schweifst – nicht.
„Bin Herrin meiner Ehre und meines guten Rufes,
nicht aber meines Herzens.“
Du sagst, dass Du das begreifst.
Herr Deines Herzens, vielleicht bin ich’s.
Du sagst, dass Du mich begreifst,
mich immer wieder in Deiner LIEBE streifst.

Im Waltersdorfe 2.7.2012