Der Gedichtladen

Gedanken aus dem Leben, für das Leben

Sieben Raben

Sieben Brüder warn nicht genug
als sie ein Schwesterlein bekommen
zum Taufstein füll’n den Wasserkrug
den sie zur Quelle mitgenommen
Sie drängten sich um das Gefäß
das fiel in ungeahnte Tiefen
der König-Vater macht Gewes
und eh sie noch nach Hause liefen
Verwünschte er die bösen Bengel
und wollte, dass sie Raben sind
das ward erfüllt, doch zu ’nem Engel
wuchs heran das schöne Kind
Die sieben Raben waren fort
dem Mädchen ward das Herz beschwert
nun zog sie hin zu fremdem Ort
ob nicht von ihnen was gehört
Die Sonne schreckt sie mit Geblend
der Mond mit seinem kalten Rund
sie fragt die Sterne dann am End
bekommt von ihnen endlich Kund‘
Sie schenken ihr ein Hinkelbeinchen
das Schlüsselchen zum Glasberg ist
sie schlägt es sorgsam in ein Tuch
doch als sie ankommt, ist’s vermisst
Da schneidet sie sich einen Finger
von schöner Hand und steckt ihn rein
man weiß ja nun, dass solche Dinger
können nur ein Märchen sein
Sie findet sieben Becherchen
aus jedem nippt sie einen Schluck
lässt dann in Becher Nummer sieben
das Ringlein fallen und nun guck
Sie ist versteckt nun wohl und zwar
doch als die Raben angekommen
da wussten sie, dass sie da war
weil doch das Ringlein rumgeschwommen
Nun war der Zauber endlich aus
die Vögel wurden wieder Knaben
’nen Finger kostet’s eiderdaus
und Federn ließen sieben Raben
Und die Moral von der Geschicht
verlier Dein Hinkelbeinchen nicht

C&A.R. 5.6.2012