Der Gedichtladen

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Die große Reise durchs WWW





Die große Reise durchs WWW

Ein sehr zu Herzen gehendes Gedicht von dem Zeuthener Dichter Horst Niebergall machte eine große Reise durch das World Wide Web, das doch übrigens von avantgardistischen Physikern in Cern erfunden wurde, was gar nicht so lange her ist. Wir schickten es in unserem Gedichtladen ab und dessen Texte können heute leicht und sinngemäß in alle Sprachen übersetzt werden. Das dauerte etwa zwei Monate, obgleich doch die Informationen nahezu mit Lichtgeschwindigkeit um unseren Globus sausen und es nicht mal eine Sekunde braucht, bis sie in jedem Winkel der Welt angekommen sind. Ein Herr Zuckerberg ist der Meinung, dass Informationen und insbesondere künstliche Intelligenz gefährlicher sind als eine Atombombe, aber unsere Jugend fürchtet sich keinesfalls davor. Mutig stürzen sie sich ins Cybermobbing, konsumieren Fakenews, kehren Intimstes nach außen, ganz wie es ein Dichter tun muss, wenn er die Herzen erreichen will.
Horst Niebergall ist nunmehr 91 und da wir sehr nah beieinander arbeiten und leben, besuche ich ihn manchmal. Ich zeige ihm meine Videoschnipsel vom geplanten Weihnachtskalender, wo am 25.12. aus aktuellem Anlass gezeigt werden soll, wie man Thüringer Klöße macht. Am Sonntag hatten wir den ersten Weihnachtsfeiertag mal vorgezogen und es gab eben Thüringer Klöße mit Rinderrouladen. Zur Hand ging mir mein ältester Ziehsohn, Nils, der an diesem Vormittag kaum ans Handy kam, was ihm sonst sehr wichtig ist. Die Klöße waren einigermaßen und die Rouladen schmeckten gut, obwohl uns gerade der Senf ausgegangen war. Da musste man schon mal einen Fachmann, wie Horst Niebergall fragen, warum wir nicht die volle Perfektion erreichten. Er brachte die Kloßpresse in Anschlag, die wir durch Muskelkraft ersetzt hatten, während ich den Quirl im Verdacht hatte. Der Quirl entsteht allerdings erst nach Weihnachten und wird aus dem ebenfalls mancherorts Weihnachten genannten Baum gefertigt. Wie – kann man sich leicht selber überlegen. Horst Niebergall meinte allerdings, dass er seine Klöße auch immer mit einem gewöhnlichen Quirl macht.
Das mit der Perfektion war nun auch ein Dissens zwischen mir und den Jugendforschern, die gern perfekte Ergebnisse in Videos präsentieren würden, und an sich unterstütze ich diese Produktidee. Nur vergisst man dabei oft, dass es nicht nur auf das Produkt und dessen Bewertung im Sinne von Stiftung Warentest ankommt, was wir Deutschen zunehmend besser beherrschen als das Machen, sondern eben auf das Machen und die Freude daran. Da trägt doch jeder Zuschauer eines solchen Videos seinen Teil dazu bei und ist selbst ein Schöpfer, der es immer besser macht, als er je gesehen hat, oder es jedenfalls versucht. Das ist dann wohl so etwas wie schöpferisches Lernen.
Hier aber nun das Gedicht, das uns von wer weiß woher wieder per Empfehlung erreicht hat, und so scheidet sich im WWW die Spreu vom Weizen.

C.R. 29.9.2021