Der Gedichtladen

Gedanken aus dem Leben, für das Leben

Kolumne KW 14 2019 „April, April“

April, April 

Das Aprilwetter hatten wir schon im März, jetzt zeigt sich die Wetterlage stabil. Vielleicht hätte man da seine Aprilscherze, wie dass man eine Liebe gefunden hätte, wie es sie nur noch im Märchen gibt, eher schon im März loswerden sollen. In den Zeiten der Sprachlosigkeit ist man ja sowieso nicht so zu Scherzen aufgelegt. Wenn wir selber nicht mehr Herr der Lage sind, dann treibt eben das Schicksal seine Scherze mit uns, wenn es das überhaupt gibt, eine höhere Macht, die da waltet.

An diesem 31. März saß ich jedenfalls einer schönen Frau gegenüber, die manches zu sagen wusste und es auch mir ein bisschen die Zunge löste. Das war eine Geburtstagsfeier von einer inzwischen entfernten Freundin, die schon die 66 erreicht hat und nach einem langen Berufsleben sich nun in ein tatenloseres Dasein finden muss. Sie ist kein Mensch, mit dem man einfach auskommt, aber es hatten sich Gäste eingefunden, die das ertragen haben und sie schätzen, auch so manches Gedichtlein wurde da aufgesagt und manches Liedlein gesungen.

Das Ambiente in der Osteria in Stahnsdorf war einladend und es waren bestimmt an die fünfzig Gäste. Da war mir eine von ihnen aufgefallen, wir saßen neben dem Lehrertisch am Tisch der alten, fast vergessenen Freunde, und heute, eine Woche später fiel mir ein Gedicht ein, das vielleicht für sich selber spricht:

April, April

Es war am letzten Tag im März
der Frühling zeigte schon sein Grün
da regt es sich in meinem Herz
zu einer Unbekannten hin

Fröhlich sie, nicht aufgetakelt
und von offnem, guten Sinn
wurde manches wohl bekakelt
ich sag ein wenig, wer ich bin

So nahm die Feier ihren Lauf
und alles wär wohl bald vergessen
sie hat halt vis à vis gesessen

Dann Schweigen, doch man gibt nicht auf
dann eine email in dem Spam
belebend Regung ich erkenn

Ist da etwas gegenseitig?
Das einzuschätzen noch zu zeitig
man gibt sich dem Gedanken still
das Schicksal sagt: April, April

Das Schicksal, sei es noch so hart
killt doch nicht den Gedanken zart
an eine, die wohl unter vielen
die selber manchmal Schicksal spielen

Christian Rempel in Zeuthen, den 7.4.2019