Der Gedichtladen

Gedanken aus dem Leben, für das Leben

Kolumne KW 01 2016 „Leichte Schwere“

Leichte Schwere

 

Leicht sollte die Last wiegen, Feste zu organisieren, aber alles gelingt nicht so, wie es soll und es ist auch die Frage, ob der gewünschte Effekt, dass es allen gut geht dabei, den Gästen und den Mitwirkenden, wirklich erreicht wird.

Umgeben von Menschen, die schon die Lust verloren haben, sich überhaupt zu äußern, die für nichts brennen und einen Tag nach dem anderen abwickeln, als bestünde die Aufgabe darin, die Tage einfach zu absolvieren, dass kann einen schon müde machen, dass man am liebsten gar nicht mehr aufstehen würde, um wieder allein die Last des Motors zu tragen, im Laufrad zu stehen, das ja auch nicht die Sache eines Menschen sein kann.

Das Menschsein schwindet schneller als das Alter zunimmt und da hilft es auch nichts, wenn man für sich noch kleine Werke schafft, ein Kaspertheaterstück schreibt, sich dann in das Schicksal der doch so energiereichen Jeanne d’Arc versenkt und dann noch ein Stück schreibt, was natürlich auch keiner aufführen wollen wird.

Jeder kann diese Festtagsagonie in Anspruch nehmen, aber die Erfahrung zeigt, dass diese immer weiter ausgedehnt wird, um dann möglichst nahtlos in eine allgemeine Agonie überzugehen, die dann das ganze Jahr anhält.

Dieser Mangel an Begeisterungsfähig­keit, man wird seiner nicht mehr Herr, und wenn man nicht begabt ist, in den gleichen Trott zu verfallen, da bleibt einem nur die Hoffnung, dass man selbst bald aus ist und von diesen Nöten befreit.

Dem Schiller kann man nah sein, sein Einfallsreichtum hat etwas Kindliches und sein Pathos etwas brüderlich Erhebendes. Shaw hätte sich mit seinen akademischen Stücken vielleicht mit der eigenen Analyse begnügen sollen, als sie unter die Leute zu bringen. Und der Brecht mit seiner „Heiligen Johanna der Schlachthöfe“ ist nun eine Zumutung sondergleichen.

Das sind sie also, die einen hätten erheben sollen, wenn das schon das Umfeld nicht mehr vermag. Hätte es nicht Jean Anouilh gegeben, hätte man meinen können, über Jeanne d’Arc müsse erst ein gutes Stück verfasst werden. Wir haben es bei einem Märchen bewenden lassen.

Wachen sie doch bitte bald auf und lesen oder schreiben Sie wieder.

Christian Rempel im Waltersdorfe, den 10.1.2016