Der Gedichtladen

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Kolumne KW07 „Zerreißprobe“

Zerreißprobe

 

Auch die trübe Funzel der Parteienlandschaft blakt in eine mittlere Gemeinde wie Schönefeld. Alle bemühen sich, die Gegebenheiten als unhaltbar zu sehen und die Aussicht bei Wahl der eigenen Partei kann rosiger nicht sein. Viel deutet darauf hin, dass die Parteien­landschaft auf politischer Ebene schon lange in die Sackgasse geführt hat

, dass es vielleicht mal wieder an der Zeit wäre, dass alle an einem Strang ziehen, dass sich die Fähigsten und nicht die Verschla­gensten in die Politik einbringen und dabei nicht unbedingt einer Marke bedürfen, die man schon immer angekreuzt hat, seien es Linke, die SPD oder die CDU.

Was für eine 14 000 Seelengemeinde schon zu viel ist, um wieviel ist es dann für die gerade mal tausend Waltersdorfer zu viel, wo dieses ganze Spektrum aus Parteien und Bewegungen noch einmal abgebildet werden soll. Alle können gar nicht vertreten sein, denn diese Zerrissenheit übersteigt die Zahl der fünf Posten im Ortsbeirat schon ein wenig.

Ich selbst hatte eine lange Pause in der Teilnahme an der gesellschaftlichen Arbeit, habe sie erst wieder mit der Unterstützung der Feuerwehr und der Organisation des Festes der Stille, dessen Sinn nun das ganze Gegenteil eines Wahlkampfes ist, einge­bracht. Es wäre viel sinnvoller, statt der Bewegungen und Parteien! Personen zu wählen, aber das Demokratiespielchen sieht diesen Parteienquatsch bis in die kleinste Zelle, also den Ortsbeirat, vor.

Tun wir einfach mal so, als ginge es um Personen. Da ist wohl der Prominenteste der Chef der Gemeindevertretung Olaf Damm, der sehr aktiv ist, unser Fest der Stille selbstlos auch durch persönlichen Einsatz unterstützt und den man sich nur auch im Ortsbeirat wünschen kann. Wenn man ihm schreibt oder ihn anruft, kann man sicher sein, dass man auch eine Antwort erhält und er sich kümmert. Frau Pillat hält da schon mehr Abstand und meistens bekommt man keine Antwort, wenn man an sie als Ortsvorsteherin mal ein Anliegen hat. In der Sprechstunde trifft man sie nicht unbedingt an, weil ja nach ihrer Auffassung da sowieso keiner kommt. Das Fest der Stille unterstützt sie alljährlich dankenswerter Weise mit ei­nem Kuchen und dem Beschluss des Ortsbeirats, die Bläser zu bezahlen (was einen ja persönlich nichts kostet), findet auch öfter den einen oder anderen Kritikpunkt, aber weiter geht es nicht.

Über die Rotberger kann ich hier nichts sagen, sie haben ja ihre eigenen Probleme. Dann gibt es neuerdings zwei junge Gesichter, die man wohl kooptiert hat, wenn es so etwas geben sollte. Da ist Uwe Pardeike, der schon lange in der Feuerwehr ist, sich als Jugendwart verdient gemacht hat und seine speziellen Fähigkeiten zur Belebung von Festivitäten einsetzt und auch immer beim Fest der Stille mit von der Partie ist. Auf welchen ideologischen Hintergrund er sich stützt, ist mir nicht bekannt und wird man ja zur Wahl sehen. Auch zum jungen Blut gehört meine Tochter, die sich beim Fest auch sehr eingesetzt hat und sich nicht nur auf die Mitwirkung an der Durchführung beschränkt. Als ich vermutete, dass sie für die CDU antreten wird (der Apfel fällt sehr weit vom Stamm), bekam ich vor der Hand auch keine Antwort. Man muss ja nicht alles wissen.

So könnte also der Ortsbeirat aussehen, wenn alles so läuft, wie sich die Beteiligten das selbst vorstellen. Ich wurde auch gefragt, ob ich für den Ortsbeirat kandidieren würde, natürlich nicht vom Ortsbeirat selbst. Seit einiger Zeit habe ich mir ja die lebhaften Diskussionen in der Wählerinitiative Alle für Eine (Gemeinde) AfE angehört und habe jetzt um Mitgliedschaft gebeten. Auch Frau Pillat und Olaf Damm waren früher in dieser Vereinigung, die sich als parteiunabhängig (ein großes Plus) ansieht. Es soll die Dominanz des Bürgermeisters gewesen sein, die sie dort herauskatapultiert hat, so dass vor zwei Jahren Frau Pillat für ein Parteien­potpourri als Bürgermeisterkandida­tin gegen Herrn Haase antrat.

Tatsächlich lebt die AfE zu einem Gutteil vom Informationsfluss durch den Bürgermeister. Fast auf jeder Sitzung steht „Bericht des Bürgermeisters“ auf dem Programm. Trotzdem ist die AfE keine Wählerver­einigung von Bürgermeisters Gnaden, denn es gibt dort viele Persönlichkeiten aus allen Ortsteilen, die sich in der Diskussion die Butter durchaus nicht vom Brot nehmen lassen. ER hört sich das an und man hat, bei aller Vorsicht der Einschätzung, eher den Eindruck, dass die AfE auch für ihn ein wichtiges Feedback zur Stimme des Volkes ist.

Ich bin nicht der Mann, der unmäßige Forderungen unterstützt, will weder den fast fertigen Flughafen kippen, noch alle 80% der Steuereinnahmen, die Waltersdorf zu Schönefeld beiträgt, wieder zurückholen, noch die Kiekebuscher bewegen zu unserer Entlastung mal eben eine Autobahnabfahrt zu befürworten, aber einen etwas besseren Spielplatz haben wir schon verdient und ein Gewicht in der Gemeindevertretung, das unser wirtschaftliches Potenzial, für das wir auch als bevölkerungsschwacher Ortsteil einige Nachteile in Kauf nehmen müssen, berücksichtigt. Ein bisschen weniger Arroganz des Amtsschimmels, die wir wieder beim letzten Fest der Stille mit einer Ordnungsverfügung erfahren haben, würde ich auch gern erkämpfen.

Ansonsten ist der Wahlkampf erst einmal als Kampf der müdegewordenen Plattformen mit sich selbst zu verstehen, denn wenn man auf die betreffenden Internetseiten guckt, sind die Inhalte hoffnungslos veraltet oder haben nicht direkt mit uns zu tun. Die Regularien, dass auch in unseren Ortsbeirat Parteien gewählt werden, wird man nicht ad hoc ändern können, aber es lässt sich auch unter diesen Bedingungen viel machen, und messen wir die Kandidaten doch einfach an ihren Taten!


Christian Rempel im Waltersdorfe
14.2.2014