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Kolumne KW10 „Mühen der Ebene“

Mühen der Ebene

 

Mit den wissenschaftlichen Artikeln hat es folgende Bewandtnis: Wenn man meint einen interessanten Artikel gefunden zu haben, so kann man nur Bahnhof verstehen, weil das Prinzip in einem Artikel beschrieben sein soll, der zitiert wird. Schaut man da nach, so wird man auf einen weiteren Artikel verwiesen und so weiter und so fort.


Da bleibt es nicht aus, dass man in der Bibliothek recherchieren muss. Das könnte eigentlich ganz einfach sein, aber die IT Leute haben sich immer etwas ausgedacht, dass das, was man gerade will, gerade nicht geht.

Es gibt zwar einen Tresen, an dem man seine Fragen stellen kann, was meistens zu Aktionen in dem mit dem Rücken zu einem stehenden Monitor führt, aber was da eigentlich getan wird, bleibt einem ein Rätsel. Haben die Mitarbeiter einen Artikel gefunden, dann dürfen sie einem diesen wegen irgendwelcher Regularien nicht präsentieren, man muss ihn noch einmal selbst finden.

Hätten wir nicht eine Mitarbeiterin angetroffen, die sogar hinter dem Tresen hervorkam und selbst Hand angelegte, würden wir wahrscheinlich immer noch rätseln, wie so ein Buchkopierer funktioniert, der auch wieder einem Gesetz unterworfen ist, dass er nämlich keine kompletten Bücher kopiert und dessen Bedienung auch ein bisschen geheimnisvoll ist.

Ist man dann erst mal, auf Umwegen, zu den Artikeln gelangt, so kann man sie auf einem Stick getrost nach Hause tragen, wenn man zusichert, dass man sie nicht verbreitet. Wenn man als Privatmann darauf verfallen würde, mal einen wissenschaftlichen Artikel lesen zu wollen (in dem dann wieder steht, dass man eigentlich einen ganz anderen Artikel lesen soll), kann man für einen schon zweistellige Beträge berappen.

Die Zeitschriften machen es sich wirklich einfach. Oft kostet die Publikation darin sogar etwas, dann sind die Papierausgaben sündhaft teuer und dann werden die auf Staatskosten erzielten Resultate vom selben Staat noch einmal gekauft, weil sie nicht mehr frei verfügbar sind.

Deutsche Zeitschriften gibt es so gut wie gar nicht mehr, dabei waren die Deutschen mal so stark in Physik, dass alle Welt die Annalen der Physik gelesen hat, notfalls eben auch in der schweren Sprache Deutsch. Aber es ist auch gut so, dass die Amtssprache Englisch geworden ist, weil sich da vieles leichter ausdrücken lässt.

Ein hilfreicher Professor aus Stuttgart hat uns zwei Kontakte benannt, die wir noch nicht kannten, und eine Spur führt wieder nach Adlershof, nur einen Steinwurf von der Bibliothek entfernt.

Ob man sich allerdings mit Youngstern auf dem Gebiet der Atominterferometrie abgibt, wird sich erst noch zeigen.

Christian Rempel im Waltersdorfe, den 7.3.2015