Die Vigeé
Renate Feyl ist immer eine gut lesbare Autorin, wenn man erfahren will, welche Rolle bedeutende Frauen in der Geschichte einnahmen. So auch die Erfolgsgeschichte der Portraitmalerin Elisabeth Vigeé zu Zeiten der Französischen Revolution. Immer auf der Suche nach der Farbe des Lebens, die sie dann auch vermeint gefunden zu haben, ist sie schon als Jugendliche perfekt und im vorrevolutionären Frankreich gefragt. Als dann die Royalisten gejagt werden und die Guillotinen Tausende dahinraffen, begibt sie sich auf eine jahrelange Reise durch die noch fest im Stand befindlichen Monarchien Europas bis hin nach Petersburg und Moskau.
Obwohl sie auch selbst sehr schön ist, keine beschönigende Portraits malt, sondern eben lebendige, was ihr den Beinamen Mme Rubens einträgt und sie allerorts viel Geld ermalt, ist ihr persönliches Leben überschattet. Männer halten sich zurück, weil ihnen ihr Talent unheimlich ist und die heranwachsende Tochter missrät völlig.
Es bleibt immer ein bisschen die Frage offen, was uns die nunmehr 81jährige Schriftstellerin Renate Feyl mit ihren hervorragend recherchierten Romanen sagen will und man empfindet immer eine gewisse Seichtheit. Liebäugelt sie mit dem Erfolg der Vigeé? Diese Frage bleibt freilich offen und ist vielleicht sogar das Geheimnis der Romane von Renate Feyl. Nicht sie bezieht die Position, die man erkennen könnte, sondern man ist aufgefordert, seine eigene zu finden. Und so sitze ich an langen Tagen und Abenden und lese ihre Bücher, immer im Hinterkopf, welch Mühe sich die nun schon betagte Autorin damit gegeben hat. Es würde sich nicht gehören, ein Buch von ihr halbgelesen wieder wegzulegen. Bis zum letzten Wort – das sei ihrer Mühe Lohn. Mit dem Kaufpreis ist es da nicht getan.
CER 5.10.25