Der Gedichtladen

Gedanken aus dem Leben, für das Leben

Kolumne KW45 „Richtigstellung“

Richtigstellung

 

In unsrer letzten Kolumne haben sich aus Unkenntnis ein paar Fehler eingeschlichen. Die Kirche stellt uns ja seit fünf Jahren ihr hohes Haus für die Veranstaltungen im Rahmen des Festes der Stille am 2. Advent zur Verfügung und das, ohne nennenswerte Gegenleistung. Das ist ja nicht selbstverständlich, weil der Gedichtladen ja ein privater Veranstalter ist, bei dem die ganze Verantwortung für den Inhalt und die Ausgestaltung liegt – und wir natürlich, nicht zuletzt, erfolgreich sein müssen. Was dann in der Kirche abläuft, entscheiden nicht einzelne Personen (das war in der Kolumne 44 falsch dargestellt und wir bitten dafür um Entschuldigung), sondern der Gemeindekirchenrat.

Gleichzeitig möchten wir hier einladen, die Gottesdienste wieder stärker zu besuchen, denn der heutige war ein wirkliches Erlebnis, das leider nur wenige teilten. Es gab nicht nur wundervollen Gesang und Orgelmusik, sondern auch die Predigt war wieder ein Highlight. Es war nämlich vom Reich Gottes die Rede, von dem die Christenheit Gewissheit hegt, das es eines Tages kommen werde und das Leid beendet. Inzwischen können wir ja, so Pfarrer Kahlbaum, auf alle möglichen Versuche zurückblicken, dieses Reich entweder mit Gewalt (Zeloten, Gotteskrieger u.a.) oder durch die strikte Befolgung von Glaubensritualen (Pharisäer, Orthodoxe usw.) sichtbar und möglicherweise als auf Landkarten verzeichnetes Reich zu begründen. Auf alle diese Versuche könnten wir nun zurückschauen, auch an politischen Verbesserungsideen hätte es ja nicht gefehlt, aber die Crux sei, dass wir dieses Reich in uns selber suchen und finden müssen. Ist das nicht die Konsequenz, die selbst ein Atheist aus der bisherigen Geschichte ziehen würde. War denn aber nicht, was Atheisten vielleicht erst in den letzten Jahren herausfanden, im Christentum schon immer angelegt?

Dabei fehlt es auch nicht an kritischer Distanz zu sich selbst, wenn der Pfarrer zum Beispiel zitiert: „Wir suchten das Reich Gottes und bekamen die Kirche.“ Man kann vermuten, dass heut viele so denken, dass sie vielleicht mehr Christen für sich selbst sind und glauben, sich daran genügen zu können und den Gang in die Kirche als obsolet ansehen. Wir halten das aber mehr für einen Tribut an die Zeit, die Vereinzelung und Individualität vornan stellt und glaubt auf ein Gefühl der Kollektivität verzichten zu können.

Wären wir aber wieder einmal nicht hingegangen, eben in die Kirche, hätten wir weder das Erlebnis des gemeinsamen Gesangs und Gebets gehabt, noch eine so anregende Predigt gehört, noch hätten wir dieses so hilfreiche Gespräch im Anschluss gehabt, von dem noch zu berichten sein wird, das ganz von der Sorge um das Gelingen des Festes der Stille geprägt war, das geplante Theaterstück streifte, eine Hand darreichte und wir die beiden vorerst letzten Zigaretten teilten.

Bem.: Von einer Löschung der Kolumne 44 wollen wir vorerst absehen, weil die Kolumnen in ihrer Folge auch einen kleinen Erkenntnis- und Reifeprozess dokumentieren und sie ja auch noch andere Aspekte zum Gegenstand hatte, die unser Gemeindeleben betreffen.

Christian Rempel im Waltersdorfe, den 8.11.2015