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Kolumne KW42 „Puppenspielfest in Bärenfels“

Puppenspielfest in Bärenfels

 

Das Puppenspielfest war eine Jubiläumsausgabe. Schon zum zehnten Mal trafen sich die Puppenspieler und das Publikum im herbstlichen Bärenfels und Umgebung, um die schönste Sache der Welt, d.h. das Puppenspiel zu genießen.

Wir waren nun schon das dritte Mal dabei und hatten diesmal unsere Ziehenkelin Selina mit, die gerade in der Altersgruppe ist, um die sich dieses Festival drehen sollte.Leider sind die beiden Hauptveranstaltungen in der Nacht, wo Kinder eigentlich schlafen sollten und wenn dieses Normal für dramatische Gestaltung fehlt, kommt nach unseren Erfahrungen auch eher so etwas heraus, was man von dem übrigen Kulturbetrieb kennt, wovon man vielleicht nur noch klassische Konzerte ausnehmen kann, wo man sich an die Noten zu halten hat, die Zeiten entstammen, wo noch Qualität geliefert wurde.

Für das herbstliche Rahmenpro­gramm der osterzgebirgischen Mutter Natur, waren wir diesjahr zu früh, denn die meisten Laubbäume sind noch grün, wenn dieses Grün unter der Last der Monate auch schon ein bisschen gelitten hat. Die Sonne hat uns dafür entschädigt, die es heute noch mal auf spätsommerliche Temperaturen brachte.

Dass es gerade in Bärenfels dieses Festival gibt, geht auf den Bärenfelser Puppenspieler Paul Hölzig zurück, der die Gegend unterhielt, als es gerade noch kein Fernsehen gab, das ja nicht nur das Puppentheater zeitweilig ruiniert hat, sondern nun ganze Generationen berieselt. Er brachte nicht nur einfache Kasperstücke auf die Bühne, sondern auch den Faust, woran sich die Osterzgebirgler heute noch erinnern.

Der heutige Nestor kommt aus Radebeul. Papa Hellwig ist wohl schon an die achtzig und sein Sohn Jens Hellwig macht wirklich Kaspertheater, das die Kinder und Erwachsenen mitreißt. Wir sahen von ihm „Was Kasper Weihnachten erlebte“ und das hinterließ bei Selina einen so starken Eindruck, dass wir es nachspielten. Da machte es nichts, dass wir nicht die richtigen Puppen hatten. Zur Not konnte eben auch der Fuchs den Kasper und Frau Elster der Weihnachtsmann sein. Zur Stamm­mann­schaft zählt auch das deutsch-sorbische Theater aus Bautzen, die immer wieder mit faszinierenden Inszenierungen glänzen. Wir sahen von ihnen „Der Wolf und die sieben Geißlein“, was ganz schön naturalistisch war, aber eben gut gemacht.

Ein Schweizer Puppenspieler aus Herisau hatte sogar eine richtige Maschine gebaut, die erst eine Turmuhr war und dann eine laufende Kulisse – ein alter Traum von mir in meiner eigenen Puppenspielerlauf­bahn. Er spielte „Hans im Glück“ und hatte auch sehr aufwändige Figuren. Trotzdem kam Langeweile auf, weil die Interaktion mit den Kindern fehlte und die Faszination eines typisch schweizerischen Apparates eben nicht lange andauerte.

Ein Abstecher nach Seiffen und auf dem Rückweg der Besuch der Dresdner Altstadt bei strahlendem Sonnenschein rundeten unseren Aufenthalt ab, den wir in der reizenden Ferienwohnung der Familie Rotter, den ehemaligen Inhabern des legendären Café Rotter, verbrachten und Selina ist nicht mehr von ihrer Handpuppe zu trennen. Die Bilanz von zehn Jahren Puppenspielfest ist, dass die damaligen Besucher heute schon erwachsen sind, vielleicht gibt es dadurch aber auch Nachwuchs für diese einmalige Kunst.

Christian Rempel im Waltersdorfe
19.10.2014