Der Gedichtladen

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Kolumne KW 18 2019 „Kollektiv“

Kollektiv 

Darf man diesen verstaubten und sozialistisch angehauchten Begriff denn heute noch verwenden, oder ist es sogar schon Zeit, ihn wieder aus der Mottenkiste zu holen?

Ich bin ja Schatzmeister bei dem Förderverein der Freiwilligen Feuerwehr Waltersdorf, und was die Kameraden da freiwillig leisten, ist schon beeindruckend. Es wurde mal wieder ein Fest für die Waltersdorfer initiiert, ein «Maientanz». Da werden in Nullkommanichts Tische aufgestellt, Feuerschalen befüllt, eine Hüpfburg für die Kinder aufgeblasen und eine Bobbycartbahn abgesteckt. Es entsteht Knüppelteig, die Crêpemasse, Erdbeerbowle und vieles mehr. Viele Hände schaffen schnell ein Ende, kann man da nur sagen.

Das Wetter ist sehr kühl für die Jahreszeit und nur wenige der Alteingesessenen finden sich ein. Es ist nicht gerade Massenandrang an den Ständen, aber die Stimmung ist gut und eine Disco wird mit eigenen Mitteln in Betrieb gesetzt. Außer den Kameraden wirke nur ich als Nichtfeuerwehrmann an der Vorbereitung und Durchführung mit, wie der Förderverein überhaupt fast nur noch von den Kameraden selbst getragen wird, und das ist eben eine dufte Truppe, wo jeder seine Aufgaben sieht und alles Hand in Hand geht. Das verdient schon den Namen eines Kollektivs im besten Sinne, und es gibt eben nicht auf, auch wenn sich wenige zeigen.

Nun stehen noch die Aufräumarbeiten an und die finanzielle Nachbereitung. Ein Plus wird das nicht erbracht haben, aber das sieht man eher als eine Herausforderung an, es das nächste Mal noch besser zu machen. Der Hexentanz im vorigen Herbst war ja ein solcher Erfolg und vielleicht stellt er sich auch diesen Herbst wieder mal ein. Vielleicht war die Werbung nicht ganz ausreichend, aber das lässt sich mit wenig Aufwand noch verbessern.

Ein echtes Kollektiv zeichnet auch aus, dass es nicht so schnell aufgibt, und wenn der Zusammenhalt ansonsten nicht mehr so in Mode ist, ist das vielleicht auch nur eine Frage der Zeit, denn die Feuerwehr wird ja wirklich gebraucht und wir können froh sein, dass wir sie haben.

Christian Rempel in Zeuthen, den 5.5.2019