Der Gedichtladen

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Kolumne KW 10 2019 „der Schlag ins Kontor“

Der Schlag ins Kontor 

Bei Jugend forscht bekommt man es irgendwann mit einer Jury zu tun. Da bewähren sich dann die Jungforscher und man ist als Betreuer außen vor. Daher kann ich mir gar kein Urteil erlauben, wie es da eigentlich zugeht, nur dass ich eben der Meinung bin, auch das sollten die Jugendlichen selbst machen. Man weiß also nicht, ob die Ergebnisse angemessen dargestellt wurden und kann sich schon gar nicht in die Juroren versetzen, die vielleicht manchmal überfordert sind mit dem, was ihnen da geboten wird, denn Hilfe von außen ist nicht nur zulässig, sondern ausdrücklich erwünscht. Auf diesem Wege bekommen die Juroren wohl mit den forschenden Rentnern auf Umwegen zu tun.

Unser Projekt startete in Mathematik und Informatik und hatte eine Weltneuheit zu bieten, nämlich die Vernetzung von nicht weniger als fünf Arduinos und einem Laptop mittels Wifi. Außerdem kann dieses Netzwerk einiges an Aktionen, es kann zwei Kameras steuern und vier Servos antreiben, mit dem Ziel, einen Sensor für einen Pflückroboter zu bilden, der eine Frucht erkennen kann, deren Koordinaten bestimmen und diese gegebenenfalls an einen Roboterarm senden, der dann zugreifen könnte. Das hatte noch keiner auf der Welt geschafft und allein das Computernetz, ohne jegliche Anwendung, trug uns schon eine Veröffentlichung auf einer renommierten Internetseite ein.

Den Juroren waren zwei Apps wichtiger, in denen ein Student versucht hat MS zu diagnostizieren, was nützlich ist und man gelten lassen kann, eine andere Studentin hatte dagegen eine App gebastelt, die mit dem Handywecker arbeitet und Geld abbucht, wenn der Besitzer nicht gleich aufsteht. Das Ganze zu selbstgewählten wohltätigen Zwecken, wie sie betont. Das ist natürlich was: Die Faulpelze und Langschläfer bestrafen sich selbst, eine recht absurde Vorstellung, die es der Jury aber offenbar antat.

Es ist selber schuld, wer sich da noch sinnvollen Themen widmet und immerhin war unser Netzwerk noch einen Sonderpreis wert, während künstliche Intelligenz und Fraktale, die restlichen Projekte, gleich mal völlig leer ausgingen. Da kann man sich schon mal über Sinn und Unsinn Gedanken machen, aber nur nicht zu lange, sonst hängt man die Sache lieber an den Nagel.

Man ist ja nicht der einzige, der sich in einer Sinnkrise befindet, aber wenn man überzeugt war, der Technik einen Sinn abgerungen zu haben, macht man sich doch seine Gedanken, was in den Köpfen der Jury wohl vorgeht.

Christian Rempel in Zeuthen, den 10.3.2019