Der Gedichtladen

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Kolumne KW 25 2018 „Nachbarliche Gemeinheiten“

Nachbarliche Gemeinheiten 

Das Zusammenleben ist nicht einfach und oft werden die Gebote der Rücksichtnahme nicht beachtet. Die nachbarlichen Beziehungen schaukeln sich nicht selten soweit auf, dass dann kleine Gemeinheiten an der Tagesordnung sind.

Da sieht einer eine kurz abgestellte Einkaufstasche stehen, die einer liebenswerten Person gehört, auf die man eifersüchtig ist, weil alle Menschen ihr zugetan sind. Der werden wir es zeigen, denkt sich der böse Nachbar, der die Tasche stehen sieht, aus der die Papiere herausragen. Wenn ich die jetzt entwende, wird sie einige Gänge und wohl auch Kosten haben, sie wiederzubeschaffen. Also schnell mal zugegriffen und diese mitgenommen. Die kann man ja dann einfach in den Müll schmeißen.

Die geschädigte Person ist das ganze Wochenende aus dem Häuschen, muss Anzeige erstatten, was natürlich nicht dazu führt, dass irgendetwas aufgeklärt wird, denn die Polizei heutzutage wird sich hüten einem Bürger zu nahe zu treten und einen Verdacht zu äußern. Man kennt ja auch seine Pappenheimer nicht mehr, denn die Einzugsbereiche sind viel zu groß und alles ist anonym und man fängt immer wieder ganz von vorne an und tappt völlig im Dunkeln. Die Zeiten, wo ein Abschnittsbe­vollmächtigter (ABV) noch die infrage kommenden Personen kannte und ein bisschen ganz im Kleinen für Ordnung sorgte, sind ja vorbei und der Vorgang ist ja auch so unbedeutend, dass eigentlich gar nichts passiert, außer dass der Geschädigte ein paar Papiere zusammenschreiben kann, alles auf Kosten seiner eigenen Nerven und seines Geldes.

Wie viel Unglück bringen doch die Menschen selbst in die Welt, das es nicht gäbe, wenn nicht Neid und Missgunst wie von selbst ins Kraut schießen würden. Man kann sich kaum vorstellen, dass die Täter dabei ein gutes Gefühl haben, wenn es sich bei der geschädigten Person noch um eine schöne Frau handelt, die ihr Leben soweit es geht selbst in die Hand genommen hat und ihren Mann steht. Man hat als kleingeistiger Mensch keine Chance, ihre Liebe zu erringen, aber für Gemeinheiten reicht es immer noch hin.

Man kann sich aber damit trösten, dass das alles letztlich nicht verfängt, es viel größere und schönere Freuden gibt als die Häme. Schon immer lag in der selbstlosen Liebe die eigentliche Größe und denen, die sie nicht erreichen können oder nicht mal anstreben, droht ein trauriges Schicksal, wenn sie eines Tages ihre Lebensbilanz ziehen.

Christian Rempel in Zeuthen, den 25.6.2018