Der Gedichtladen

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Kolumne KW 03 2017 „Dahlewitz“

Dahlewitz

 

Eigentlich dürfte man gar keine Werbung machen für die Schul- und Volkssternwarte Dahlewitz, denn zu den Vorträgen jeden Freitag in der Astronomensaison (September bis März) finden sich meistens schon die zwanzig Leute ein, die das Planetarium fasst, aber denjenigen, die lieber gleich zu Hause bleiben und lieber auf dieser Seite etwas darüber lesen wollen, werden sich vielleicht über ein paar Eindrücke freuen.

Der Flyer der Sternwarte enthält ein Geleitwort von Altmeister Goethe:
Die Sterne, die begehrt man nicht,
man freut sich ihrer Pracht,
und mit Entzücken blickt man auf
in jeder heitern Nacht.

Da sieht man all diese Pünktchen, die zum größten Teil viel größer sind als unsere Sonne. Erst Giordano Bruno war auf die Idee gekommen, dass es sich bei den Sternen um ebensolche Sonnen handeln könnte wie die unsere. Manche davon sind allerdings gewaltig größer, es gibt welche, deren Oberfläche, in unser Sonnensystem verfrachtet, bis zur Bahn des Jupiters reichen würden.

Zum Begehren sind sie nun wirklich zu weit entfernt, denn wollte man nur zum nächsten von ihnen reisen und das mit Lichtgeschwindigkeit, wäre man schon fünf Jahre unterwegs. Die meisten Sterne, die wir sehen, sind sogar hundert und mehr Lichtjahre von uns entfernt. Sie scheinen unwandelbar und man nimmt sie gern als absolutes Bezugssystem in der Physik, aber am 5. Februar wird sich einer um drei Helligkeitsklassen verdunkeln, nämlich Algol im Sternbild Perseus. Der Grund ist einfach, dass es sich dabei um einen Doppelstern handelt und der eine den anderen abdecken kann, was um 23:17 Uhr seinen Höhepunkt erreicht. Wenn wir das sehen können, ist es allerdings schon fast 90 Jahre her, dass diese Konstellation bestand.

Ein weiteres interessantes Schauspiel bietet sich den Teleskopbesitzern am Pfingstmontag, dem 5. Juni, wenn auf der Jupiterscheibe zwei Monde zu sehen sein werden (Io und Europa) und, was das Sensationelle ist, auch deren beide Schatten. Das ist also dann eine richtige doppelte Sonnenfinsternis, wie wir sie hier auch von unserem Mond kennen.

Wer eine solche auf der Erde erleben wollte, müsste am 21. August in den USA sein, durch die ein schmales Band der totalen Sonnenfinsternis im Sommer geht. Wem das zu weit ist, der fahre im Sommer 2026 nach Mallorca und genieße dort dieses einmalige Schauspiel, das wir in Deutschland erst wieder in den achtziger Jahren haben werden.

Bis dahin herrscht eben Vorfreude.

Christian Rempel in Zeuthen, den 22.1.2017