Der Gedichtladen

Gedanken aus dem Leben, für das Leben

Kolumne KW 42 2016 „Kultur als Ausweg und Rettung“

Kultur als Ausweg und Rettung

 

Man kann schon mal in missliche Lagen kommen, wie zum Beispiel die Kriegsgefangenen im zweiten Weltkrieg, wo sie nichts mehr hatten, außer ihrer Lieder, Erzählungen und Spiele. Hermann Kant hat mal von einer Situation berichtet, wo er beim Kartoffelschälen von den siegreichen Russen aufgefordert wurde, die ganze Zeit deutsche Volkslieder zu singen, wobei ihm teilweise der Text nicht mehr einfallen wollte und er Zuflucht nehmen musste zu Phantasiegebilden der Textung.

Jetzt zeichnet sich bei uns ab, dass wir ein neues Adventsfest haben sollen, bei dem endlich kein privater Veranstalter mehr auftreten sollte, denn bisher wurde es vom Gedichtladen Waltersdorf veranstaltet, den kaum jemand kennt oder auch nur zur Kenntnis nimmt. In der Tat wüsste wahrscheinlich kaum einer, wer fünf Jahre lang ein solches Adventsfest, für das der Name Fest der Stille gefunden wurde, veranstaltet hat.

Doch es ist rechtlich so geregelt, was ja auch vernünftig ist, dass da einer den Hut aufhaben muss, der dann die gesamte Verantwortung trägt. Zur Formierung einer solchen verantwortlichen Rechtsperson als Verein ist es nun noch nicht gekommen. Warum das so lange dauern musste, weiß ich nicht, jedenfalls sagt man, dass es erst im nächsten Jahr zu einer Gründung kommen kann. Damit hängt das diesjährige Adventsfest in der Luft und man hätte es ausfallen lassen müssen, da man ja den Veranstalter Gedichtladen aus internen Gründen nicht mehr wollte seitens des Festkomitees.

Da wollte nun der Chef der Gemeindevertretung höchstpersönlich eintreten, um diese Versäumnisse wettzumachen. Da es aber nicht mehr möglich sein wird, das Adventsfest flugs zu einem Gemeindefest zu machen, was ich persönlich schon immer für die ideale Konstellation gehalten hatte, wäre das nun eine private Veranstaltung von ihm selbst. Dazu fehlen nun allerdings einige Voraussetzungen. Würde man das als Firma stemmen wollen, müsste das Portfolio auf die Ausgestaltung von gemeindlichen Festen erweitert werden. Hält er persönlich seinen Kopf dafür hin und hat natürlich auch den zu erwartenden Nutzen einer gestiegenen Reputation, kann man sich fragen, um was sich da einer verdient machen möchte.

Da der geplante Verein Kulturzeit eben das Kind werden soll, das das gesamte Festkomitee anstrebt, sollte natürlich auch die Kultur in Vordergrund stehen, die ja nicht nur in einer Beköstigung der Gäste bestehen kann, so wichtig das auch ist. Am besten hätte dem Verein angestanden, wenn aus seinen Reihen, quasi als Auftakt, auch etwas Kulturelles hervorgegangen wäre, wie etwa ein Kinderprogramm zur Adventsveranstaltung, oder eben ein Krippenspiel oder man wäre selbst im Gesang der Vorreiter.

Daraus könnte sich ein echter Ausweg aus der derzeitigen Kalamität ergeben.

Christian Rempel in Zeuthen, den 23.10.2016