Der Gedichtladen

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Kolumne KW37 „Gewalt“

Gewalt

 

Vom Gesetz geahndet werden sollte Gewaltdarstellung, die „grausame oder sonst unmenschliche Gewalttä­tig­keiten gegen Menschen oder men­schenähnliche Wesen in einer Art schildert, die eine Verherrlichung oder Verharmlosung solcher Gewalttätig­keiten ausdrückt oder die das Grausame oder Unmenschliche des Vorgangs in einer die Menschenwürde verletzenden Weise darstellt, … .“


Oft wird das heute belächelt, denn es wimmle doch von grausamen Darstellungen in der Literatur und den Medien. Wie das zutrifft, kann ich gar nicht beurteilen, denn ich halte mich von den Medien fern und habe nur eine bescheidene Belesenheit in dieser Richtung aufzuweisen.

Der Gesetzgeber scheint also zu schlafen. Eins gibt das andere und ein allgemeines Sich-immer-weiter-Über­tref­­fen­wollen scheint die Regel zu sein. Das ist auch einer ziemlichen Anonymität zuzuschreiben. Man weiß ja im Allgemeinen gar nicht mehr, von wem diese Zumutungen ausgehen, was sich der Autor dabei gedacht haben mag. Oft wird diese Gewalt dargestellt, als distanziere man sich davon, man kann mit einem großen SIE auf andere zeigen und als Autor die Sache gar nicht mehr an sich heranlassen. Dass man sich selbst auch darin aalt, wird allgemein mit dem Wort „Pfui, wie schön“ umschrieben.

In der Poesie haben solche Hervorbringungen allerdings noch nicht so Raum gegriffen, auch wenn es da nicht an Schweinischem eines Bukowski oder Brecht fehlt. Dass man das Erlebnis des Sexes, der ja auch immer ein bisschen mit Aggressivität zu tun hat, einer notwendigen und integrierbaren Aggressivität allerdings, in der Kunst wiederfindet, weil es einen auch so sehr angeht, finde ich gar nicht verwunderlich, denn die Natur stellt uns gerade in dieser Hinsicht eine Phantasie vor Augen, dass man in einem gewissen Alter alles daran setzen möchte, diese realisiert zu sehen.

Bei Gewalt ist das etwas anderes. Sie hat eigentlich keine produktive Funktion. Und der Liebe ist manch Gewalttätiger gar nicht fähig. Zuweilen ist sein Wesen auch schon so abstoßend, dass er beim besten Willen keine Chance hätte, echter Liebe teilhaftig zu werden.

Im vorliegenden Fall, den ich nicht im Einzelnen schildern möchte, handelt es sich nicht gerade um einen anziehenden Menschen und in einem Alter, in dem man sich selbst schon ganz gut einordnen können müsste. Trotzdem hat er den berechtigten Wunsch zur Anerkennung, möchte Aufmerksamkeit auf sich gezogen wissen. Das kann ja auch ein bisschen Ehrgeiz sein, eine durchaus nützliche Eigenschaft. In diesem Fall handelt es sich auch um die berechtigte Sehnsucht nach Freundschaft, diesem doch so wichtigen sozialen Kitt, ohne den wir schlecht durchs Leben kommen. Schaun wer ma!

Christian Rempel im Waltersdorfe, den 13.9.2015