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Kolumne KW29 „Selbstversuch“

Selbstversuch

 

Der Flughafen rückt die grundstücks­bezogenen Daten nicht heraus. So hat man in der Regel keinerlei Vorstel­lung, was die Schallschutzmaßnahme nach den neuen Richtlinien kosten würde. Die Begründung ist, dass die Verkehrswertgutachten unvoreinge­nommen erfolgen sollen.


Auf die Idee, die Betroffenen mal zu fragen, was sie eigentlich gemacht haben wollen, ist die Schallschutztruppe des Flughafens noch nicht gekommen und so soll ein Gutachten das andere jagen, obwohl das Ergebnis in den meisten Fällen auf der Hand liegt, denn die Eigentümer wissen wohl ungefähr, was ihr Grundstück wert ist.

Offenbar steuert der Flughafen auf die 30% Klausel hin, d.h. dass die Eigentümer diesen Bruchteil des Grundstückswertes als Entschädigung erhalten sollen. Da kommt es dann vor allem auf die Wertermittlungen an und da hat der Flughafen sich mit der Firma Springnetter verbündet, die bereits die Spielregeln für das Herunterrechnen des Grundstücks­wertes zu einem sog. schallschutz­bezogenen Grundstückswert ent­worfen und wollen nun die Gutachten auch noch an sich ziehen.

Alle Grundstückseigentümer wurden gebeten, mit dieser Verfahrensweise einverstanden zu sein, doch die meisten zögern aufgrund dieser doch so offensichtlichen Interessenkonflik­te, die sich da auftun.

Wie soll man aber die Fairness des Verfahrens testen, wenn sich alle aus verständlichen Gründen sperren? So habe ich mich zu einem Selbstversuch entschlossen und lasse ein solches Gutachten durch die Firma Springnetter erstellen. Parallel dazu werde ich mir auch ein Angebot für eine vernünftige Schallschutzmaßnah­me einholen, denn wir wollen weder am Schallschutz verdienen noch möchten wir in die Lage kommen, diesen nicht realisieren zu können. Nur dann kann man ja einschätzen, ob man dem etwas zweifelhaften Verfahren des Flughafens zustimmen kann.

Dieses Zahlenjonglieren führt jedenfalls nicht zum Ziel, denn ein Vögelchen auf unserer Dachrinne hat mir den Wert der sachgerechten Schallschutzmaßnahme in den Morgenwind gesungen und da ich weiß, was mein Grundstückswert ist, passen diese Zahlen schon so nicht zusammen, geschweige denn, wenn der Grundstückswert noch heruntergerechnet wird.

Mit dieser Information will der Flughafen die Leute in ca. einem halben Jahr versorgen. Dann werden vier Jahre Verhandlungen vergangen sein, wo noch nicht ein Dachziegel oder Fenster angerührt wurde. Sollte sich die Mehrheit aus guten Gründen der vorgesehenen Verfahrensweise nicht anschließen, wird es bis Sankt Nimmerlein dauern. Deshalb verfolgen Sie bitte meinen Selbstversuch, der vielleicht nicht sehr vernünftig erscheint, aber die Zeitschiene etwas voranbringt.

Im Grunde sollte der Flughafen wissen, dass er ein Desaster vorbereitet und ich möchte meinen, man hätte das viel einfacher lösen können, indem man mal mit den Eigentümern das Gespräch sucht und keinen Grabenkrieg führt.

Über unsere Erfahrungen werden wir an dieser Stelle weiter berichten und Sie auf dem Laufenden halten.

Christian Rempel im Waltersdorfe
19.7.2014