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Kolumne KW01 „Goldenes Zeitalter“

Goldenes Zeitalter

 

Dass nun das Goldene Zeitalter sein sollte, ist wirklich schwer vorstellbar. Nicht nur, dass man hinüberschlittert ins Jahr 2013, weil immer noch Dinge anstehen, die man eigentlich hätte schon im alten erledigen sollen, nein es häufen sich auch kleine Unannehmlichkeiten, die man lieber nicht zusammenfassen möchte zu einem desaströsen Gesamteindruck, den sie eigent­lich vermitteln.


Die Abrechnung des Festes der Stille konnte ich gerade noch erledigen und es ist ja eine nicht sehr schwarze Null geworden, wobei schwarz in diesem Fall etwas Gutes bedeuten würde, aber die finanziellen Bäume sind wieder mal nicht in den Himmel gewachsen. Ein kleiner Rechenfehler nur oder eine nachgereichte Rechnung, können das Zünglein an der Waage schon zur anderen Richtung ausschlagen lassen und aus der schwarzen eine rote Null machen.

Mehrere Nächte beschäftigte mich auch der Zirkus, der an seinem Winterquartier Waltersdorf mit „Menschen, Tiere, Sensa­tionen“ versucht, das Winterfutter einzu­spielen und den ich gleich zweimal besuchte, einmal mit meinen Enkeln und einmal mit einem Mitpatienten aus Teupitz. Die Kinder waren begeistert, aber mein Mitpatient hatte mehr sein Kreuzreißen im Sinn und klagte über die unbequemen Sitzmöglichkeiten. Die Träume gingen allerdings dahin, dass man das fulminante Programm mit Wortbeiträgen bereichern würde, die aus einer Dichterfeder stammen könnten. Das Verbale bestritt ja die Zirkusdirektorin Manuela Spindler, die mit etwas undeutlicher Stimme immer wieder weitere Mitglieder der Spindlerdynastie ankündigte, aus denen offenbar der Zirkus Berolina zu großen Teilen besteht.

Nach diesem Neujahrsauftakt ging es dann weiter: Schlag auf Schlag. Eine Absage meiner Tochter, in deren Kunstprojekt einer Wandgestaltung ich scheinbar nur Verwir­rung stifte. Die Absage eines Kons­truk­teur-Freundes, dass er keine Zeit habe, die mechanisierte Variante meiner Girlanden­maschine zu konstruieren. Dann noch hängende Köpfe der durch Com­puterspiel ersatzgeschwächten Jugend­for­scher, weil das Projekt der Energie­ge­win­nung aus Fluglärm mehr Rätsel aufwirft als dass es erhellende Resultate zeigen würde und man nur die Konsequenz ziehen kann, dass es eben nicht funktioniert.

Als ich noch zwei Fuhren Material für das Fest der Stille wieder zurückbringen musste und alles zu verladen war, ist natürlich klar, dass keiner dafür Zeit hat und ich die Sache allein mit meiner Frau erledigen muss.

So stellt sich also das Goldene Zeitalter dar, das Franka-Loraine mit ihrem ausufernden Weltgebet eingeläutet hatte. Vielleicht war alles, was wir haben sollten, die Zufrie­denheit sein, dass der Weltuntergang wider Erwarten nun doch nicht stattge­funden hat?

Ein paar verzweifelte Anrufe und dann der Tipp eines Freundes, es beim Jugend forscht Projekt mal mit einem Trafo zu versuchen. Also einen solchen geknackt, angelötet und siehe da, die Diode leuchtet wirklich. Just in diesem Moment schneit Besuch aus Fürstenwalde herein. Noch ein Konstruk­teurfreund, und er erklärt sich bereit, die Girlandenmaschine aufzuzeichnen. Dann eine nette Email meiner nicht immer netten Tochter – und mit einem Mal hatten sich die Zeiten gewendet, ja vielleicht hatte sich das Zeitalter sogar gewendet. Vier Tage an Misserfolgen hatten vielleicht nur den Sinn, die neue Zeit umso lichter erscheinen zu lassen.

Möge es Ihnen genauso gehen, dass sich alles letztendlich zum Guten wendet. Sollten sich Misserfolge häufen, so sehen sie diese als Ankündigung besserer Zeiten, was ich Ihnen sehr wünsche.

Christian Rempel,
Im Waltersdorfe 5.1.2013