Der Gedichtladen

Gedanken aus dem Leben, für das Leben

Kolumne KW45

Sankt Florian, Sankt Florian

 

Wer schon einmal den Schulungsraum der Feuerwehr in Waltersdorf betreten hat, dem werden Figuren eines Römers aufgefallen sein, die in verschiedenen Varianten darge­stellt sind, mal mit, mal ohne Bart, aber immer mit einem Bottich, gerade im Begriff ein Haus zu löschen.

Das Prachtstück ist eine etwa einen Meter große Figur mit einer Fahne in der Hand, die die Feuerwehr von der polnischen Partner­gemeinde Racula bei Zielona Gorá erhalten hat und die sogar geweiht wurde, weil der Heilige in Polen sehr verehrt wird, denn seine Gebeine liegen in der altehrwürdigen Florian­kirche in Krakow.

Zu Tode kam der Märtyrer im Jahre 304 nach Christi in Oberösterreich, das damals noch von den Römern besetzt war. Das war eine Zeit, in der die Christen von Rom noch ver­folgt wurden. Er hatte das Pech, dass das Christentum erst zehn Jahre später vom Kaiser Konstantin anerkannt wurde und er starb wie die anderen den Märtyrertod.

Natürlich hatte Sankt Florian mit der Feuer­wehr noch nichts am Hut, weil es sie damals noch gar nicht gab, aber heute ist an seiner Todesstatt das größte Feuerwehrmuseum Österreichs und die Feuerwehrkameraden bezeichnen sich mancherorts als Florianjün­ger.

Als sich Florian vor etwa 1700 Jahren zum Christentum bekannt hatte, wurde er zu­nächst verbannt. Als dann aber 40 seiner „Kameraden“ zum Tode verurteilt wurden, weil sie sein christliches Bekenntnis teilten, kehrte er zurück und wurde ebenfalls gefol­tert und schließlich mit einem Mühlstein um den Hals in einem See ertränkt.

Eine Frau soll sich dann des Leichnams ange­nommen haben, lud ihn auf einen Ochsen­karren und wollte ihn bestatten. Da bleiben die Ochsen der Legende nach vor Durst ste­hen und wollten nicht mehr weiter. Da ent­sprang plötzlich ein Quell, an dem sie sich laben konnten und den es heute noch gibt.

Sein Einstehen für die „Kameraden“, die Chris­ten, und die Verbindung seines Sterbens mit Wasser, des damaligen einzigen Mittels der Bekämpfung wütender Brände, ließen ihn zum Heiligen und später zum Schutzpa­tron der Feuerwehr werden.

Es versteht sich, dass man bei uns weniger diese heilige Seite herauskehrt, denn bei der heutigen Feuerwehr gilt nicht gerade mehr: Helm ab zum Gebet! Sieht man aber in die Einsatzberichte der Feuerwehr und findet dort zweimal „Person unter Zug“ oder öfter „Verkehrsunfall mit mehreren PKW“, kann man sich ausmalen, welche psychische Belas­tung hinter diesen lapidaren Kürzeln steht, die die Kameraden bewältigen müssen. So wundert es einen nicht, dass einige aus der Feuerwehr doch auch von der Verehrung des heiligen Florian durch die Partnergemeinde beeindruckt waren und sich mancher wünscht, dass die Skulptur einen würdigen Platz am Gebäude fände.

Es wäre ein toller Plan, das vielleicht am 4. Mai 2013, ein Sonnabend, in die Tat umzu­setzen. Als ich mich damit beschäftigte, habe ich überlegt, was ein Gedichtladen dazu bei­tra­gen könnte, und das besteht zunächst darin, mal zu schauen, welche dichterischen Produkte sich dieser Problematik nähern.

Dabei stieß ich auf das folgende Gedicht, das mehr eine Eltern-Kind-Beziehung themati­siert, denn mit Flammen hat man es ja nicht nur äußerlich zu tun, sondern gerade bei jungen Leuten brennt es ja auch gewaltig im Herzen:

Sankt Florian

Du heiliger Sankt Florian,
Nimm du dich meines Herzens an!
Noch lodert’s nicht in hellem Brand;
Du hast das Kännlein in der Hand,
Gieß deine kalten Fluten
In meine Herzensgluten!

In unsrer Kirche hängt dein Bild;
Du, heiliger Florian, lächelst mild
Und schaust mich an und weißt wohl nicht,
Du hast meines Vaters Angesicht!
Mütterchen ließ sich den Vater malen;
Väterchen wollte das Bild nicht bezahlen…

Der Maler aber hat gelacht:
„Das Bild wird schon noch angebracht!“
Ein Kännlein gab er in Vaters Hand,
Nun hängt er an der Kirchenwand,
Schaut heilig, mild und bieder
Auf die Gemeinde nieder.

Du lieber, heiliger Florian,
Nimm du dich meines Herzens an!
Mein Vater goss gar manches Mal
In meine Glut den Wasserstrahl
Ernüchternden Verstandes…
Nun walte du des Brandes!

Hugo Salus (1866-1929)

Vielleicht kann ich den Kameraden der Feuer­wehr, die auch diesjahr wieder unser Fest der Stille netter Weise unterstützen wollen, eine Freude machen, indem ich eine zeitgemäße und kürzere Adaption verfasse und es vielleicht doch noch zu der gewünschten Einweihungszere­monie kommt.

Im Waltersdorfe 3.11.2012