Der Gedichtladen

Gedanken aus dem Leben, für das Leben

Kolumne KW33

Literaturautomat

 

Stellen Sie sich vor, Sie sind auf der Suche nach Zigaretten, finden endlich einen Au­tomaten, bei dem die Packungen sogar nur volksverbundene 2 Euro kosten. Tatsächlich ziehen Sie für diesen Preis eine Box heraus, aber die enthält nur einige Pappkärtchen mit Gedichten oder einer kurzen Story.

Das kann Ihnen allerdings bisher nur im Ruhrgebiet passieren, wo bislang 13 Ziga­rettenautomaten umfunktioniert wurden, dass sie jetzt Literatur ausspucken, statt der so beliebten Glimmstengel.


Das Projekt läuft jetzt seit 2006 und die sechs Schächte der Automaten werden aller acht Wochen mit neuem Lesestoff befüllt. Diese kleine Rechenaufgabe zeigt, dass aus dem Heer der Dichter, Denker und sonst Ambi­tionierten bisher etwa 200 zum Zuge kamen, die natürlich ihre Werke unent­geltlich feil­bieten, aber vielleicht immerhin einen gewis­sen Bekanntheitsschub erhalten.

Genau das hat mich auch bewogen, mich voriges Jahr im Dezember um einen solchen Schacht zu bewerben. Dann war ein halbes Jahr Funkstille und ich musste annehmen, dass es mit diesem kleinen Wettbewerb genau wie mit den meisten ist, dass man sich viel Arbeit macht und dann nicht mal einer Antwort gewürdigt wird. Aber jetzt kam von der Initiatorin Pamela Granderath die Mittei­lung, dass mein Beitrag „Utopia Revoljuzio­nnaja“ für Ende August aufge­nommen ist.

Als Autor hat man die Wahl, sich in drei Kategorien zu bewerben:

1. Revolution
2. Lyrik forever
3. Natur pur

Es versteht sich von selbst, dass man bei meiner Biographie davon die Revolution wählt. Da ich voriges Jahr mich gerade mit Utopia beschäftigte, lag es nahe, darüber einen kleinen Zyklus zu schreiben. Dabei vergewissert man sich am besten des kleinen Formats der Kärtchen und überlegt sich, wie viel Text man da überhaupt unterbringen kann.

Die Boxen werden von einer Künstlerin graphisch gestaltet und ich bin schon gespannt, welche gestalterische Idee Justyna Tuha gewählt hat. Die bekommt man nämlich gar nicht vorher zu Gesicht und kauft, wenn man sich selbst noch zusätzliche Boxen zu einem Sonderpreis bestellt, ein bisschen die Katze im Sack.

Jeder, der bisher von der Idee gehört hat, ist so begeistert von dem Düsseldorfer Projekt, dass er am liebsten gleich bei sich am Wohn­ort auch solche Automaten aufgestellt wis­sen möchte. Das Unternehmen hat auch För­derer und man erfährt nichts davon, inwie­fern das Ganze ein Verlustgeschäft ist.

Denkt man aber an den Erfolg, die die Ein­rich­tung von Bücherstübchen in ehemaligen Telefonzellen hat, wie man bei uns in Eich­walde immer wieder sehen kann, dann möchte man annehmen, dass der moderate Preis und der garantiert verdaulich geringe Umfang manchen doch anregen werden, sich mal die eine oder andere Box zuzulegen.

Die Idee hat sich nun nicht gerade lawinen­artig ausgebreitet, aber man freut sich, einer der etwa 200 bisher Erwählten zu sein.

Wer gespannt sein sollte, was man im Ge­dicht­laden zu Utopia zu sagen hatte, wird sich noch bis Oktober gedulden müssen, wenn dann die Restbestände aufgekauft werden. Immerhin wäre das auch ein kleines Werbegeschenk, denn an der Werbung gebricht es dem Gedichtladen trotz gutbe­suchter Internetseite immer noch.

Wer sich das Projekt mal ansehen möchte, folge dem Link: LITERATURAUTOMAT

Im Waltersdorfe 7.8.2012