Der Gedichtladen

Gedanken aus dem Leben, für das Leben

Kolumne KW15

Osterfeuer 2012 in Waltersdorf

 

Der Förderverein, den meine Frau leitet, hatte sich viel versprochen von einem neuen Anfang im Kleinen, was das Osterfeuer betrifft. Ein guter Anfang war das allemal, aber es erweist sich auch, dass man vielleicht noch etwas mehr tun muss, um neben der elementaren Mentalkraft des Feuers, sich etwas einfallen zu lassen, dass sich alle vielleicht noch ein bisschen mehr einem Ritual widmen, das ja eigentlich in der Austreibung des Winters besteht, der an diesem Tag noch mal alles aufbot, was er an Schnee und Graupeln zu bieten hatte.

An Prominenz war der Bürgermeister mit Neffen rechtzeitig erschienen und wie eigentlich immer in launiger Stimmung. Er hielt es für einen guten Anfang, der hier gemacht wurde, weil man doch sehe, dass es dabei vor allem um die Feuerwehr geht, man auch die Fahrzeughalle habe, in der man sich bei der Kälte ein bisschen aufwärmen konnte, die Toiletten, den Strom und was da eben so dranhängt, man immer nicht so ahnt, wenn man nur mal so hingeht als Gast.
Bald schwebte auch die Ortsvorsteherin herein, ein kurzes „Guten Tag“ mit dem Amtsinhaber, der ja vor kurzem noch Wahlkampfgegner war und dann sehr anregende Gespräche über Politik, die Initiative in der Schulzendorfer Straße, die ja nun immerhin schon einen Smiley eingebracht hat und zu deren nächster Versammlung sie gern kommen würde.
Als Dritter im Bunde kann man wohl zur Prominenz auch den Vorsitzenden der Gemeindevertretung Herrn Damm rechnen, der zwar angemessen mit Wintermütze erschien, aber viel gute Laune mitbrachte.

Das große Anzünden war für 19 Uhr angesetzt und tatsächlich war nach einem etwas rauen Apriltag dann doch noch ein schöner Sonnenuntergang zu verzeichnen. Man hatte sich für die Variante „alles auf einmal“ entschieden und den ganzen Haufen zusammengefahren, der zu einem Gutteil noch aus den Tannenresten des Festes der Stille bestand. Man war offenbar ein bisschen überrascht, dass es um sieben noch nicht dunkel war. Der DJ, der eine Webcam auf den Feuerplatz gerichtet hatte, wurde schon sichtlich nervös und fragte, ob denn nicht das Feuer bald angezündet werde. Und dann mit einem Mal, ohne Zeremoniell, ohne Ankündigung, wie es eben auch bei echten Bränden zu sein pflegt, zog plötzlich eine riesige Rauchschwade am Feuerwehrgebäude vorbei, das nun doch jemand entzündet haben musste. Von Norden her, von woaus auch der Wind blies, brannte der Haufen langsam durch, so dass man sich bald nicht mehr in der Nähe aufhalten konnte und die zwei tapferen Feuerwehrleute, die es bändigen und hegen sollten, schon die Wärmeschutzvisiere herunterklappen mussten, um ihren Tätigkeiten nachzugehen.

Natürlich sahen sich die Entscheider, denen doch immer auch an der guten Stimmung unter der Bevölkerung etwas liegt, unter dem Publikum von ungefähr zwei- bis dreihundert Leuten um und stellten fest, dass man sich eigentlich unter diesen nicht mehr so richtig auskennt. Es waren wohl auch nur ein Dutzend der angestammten bekannten Gesichter, unter denen es Wiedersehensfreude und sogar ein bisschen ausgelassene Stimmung gab. Überraschend die vielen jungen Gesichter, die wir aber nicht mehr von Kindesbeinen auf kennen, so dass man nicht so genau zuordnen kann, woher sie eigentlich kommen.

In der zweiten Saison, als dann das Feuer schon fast heruntergebrannt war, ging es dann heißer in der Fahrzeughalle zu, wo ein paar Tanzbewegungen auf das „Parkett“ gelegt wurden und der ebenfalls dort befindliche Bierwagen, der anfangs mehr Umsatz mit Glühwein gemacht hatte, jetzt gründlich leergezapft wurde und man schon mal die Wattejacke ablegen musste, weil einem bei den heißen Rhythmen noch wärmer wurde als unter den Wärmestrahlen des Feuers draußen. Da wurde man dann schon mal von einer Frau in den Arm genommen, die man sonst nur beim Ausparken sieht, und wenn man bedenkt, dass es einen eigentlichen Dorftanz bei uns nicht mehr gibt, dieses Defizit ein bisschen kompensiert werden konnte.

Ein Dank gilt den vielen Aktiven und besonders den beiden, Angy und dem Wehrführer, die sich nicht nehmen ließen, den ganzen Abend die Bar zu halten und sicher auch bis zum bitteren Ende ausgehalten haben, wo unsereins nun doch schon im Bette liegt und den Schlaf der Gerechten schläft. Denn morgen heißt es Ostereier verstecken und geht der Gedichtladen ja wieder auf Tour.

Im Waltersdorfe, den 7.4.2012