Der Gedichtladen

Gedanken aus dem Leben, für das Leben

Kolumne KW11

Dichterseminar im Märzen

 

Wieder einer mehr bei den UnDichtern, denn der Dresdner Steffan Tittel, der sich unser Treiben schon einmal angesehen hatte und dabei gleich ideenreich mitgewirkt hatte und dem auch der Weg von Dresden nicht zu weit ist, trat in den Verein ein.
Die Arbeitsatmosphäre knisterte so, dass Liane und er sich gleich hinsetzten und noch ein paar Verse schmiedeten, die dann auch wohlwollende Aufnahme fanden. An Andreas konnte man die Kunst bewundern, in aller Bescheidenheit tiefschürfende Erkenntnisse zu gewinnen, die man sich mit ihm zusammen wie im Fluge erwirbt, einer Methode, die wir nicht anstehen, als Schrockesche Methode einzuordnen und zu klassifizieren.
Wenn wir eben „wir“ geschrieben haben, dann kommt schon das ganze Maß an Selbstüberhe­bung zum Ausdruck, ein „Pluralis Majestatis“ sei das, kramt Lars aus geballten Geschichts- und Deutschkenntnissen hervor, dabei hatte ich einfach nur mal „wir“ sagen wollen, ohne uns unserer Hoheit bewusst zu sein. Also muss ich mich ganz persönlich und singularis zu der Art des Schrocke­schen Vortrags lobend äußern, bei dem es um den Reim ging und wir erfuhren, dass der Endreim auf Fremdes zurückgeht und wir Germanen doch viel lieber schlag- und stabreimen sollten. Ich höre schon die allgegenwärtigen Kritiker: „Dies hier ist Deine Meinung, dies Recht magst Du haben, ist aber für mich nicht weiter von Belang.“
Einen durchaus erfolgreichen Vertreter am Reimerhimmel hatten wir an diesem Wochenende gerade kennengelernt, den Mann für alle Fälle Herbert Mehwald, dem mit seinen geistreichen Versen Motzen schon ein bisschen zu klein geworden ist, dessen Gedichte auch durchaus schon Erfolg bei Zeitungen hatten, was sonst kaum einer von uns sagen kann, und da man nun mal in versöhn­licher Stimmung gegen den Reim war, weil doch jetzt das Hintertürchen offensteht, dass er fragwürdiger Römischer Herkunft ist und dessen Unterlassung keinesfalls als Makel wird gelten können. Da sprudeln nun die Gedichte heraus aus dem Herbert und sein Vorrat scheint uner­schöpf­lich. Er hätte uns gern noch ein paar mehr Schlucke aus dieser Flasche, prall gefüllt mit dichterischem Lebenselixier, gegeben.
Neulinge werden bei den UnDichtern immer mit größter Nachsicht behandelt, können sie doch per se noch nicht durch das läuternde Feuer unserer Kritik gegangen sein und so wurden auch die Kapitel anschwellenden Herzschlags von der noch jugendlichen Sandra mit anerkennenden Wor­ten aufgenommen. Hatte sie doch schon drei Jahre mit ihrem Projekt zugebracht und bereits die Auswahl zwischen 34 Kapiteln. Man muss in der einigermaßen langweiligen Welt schon als Frau einer Frau zugetan sein, um noch Sensationelles auf die Beine zu bekommen. Fast will man meinen, dass eine der raren Chancen nur noch darin besteht, in allem bereits Dargebrachten noch Neues zu finden. Wir ließen uns von der perfekten Schale, die trotz der Jugend schon profes­sionell war, nicht täuschen und hielten uns weitgehend mit Vergleichen zurück, das Geschriebene in die Nähe von Soap zu rücken, nur eine von uns brachte es nicht über sich, sich so zurückzu­halten und wer wollte, konnte bemerken, dass es um die Perfektion der Schale dann doch nicht so vollkom­men bestellt war.
Nachdem nun fast alles Fraß der läuternden Flammen der Kritik geworden, traf man sich noch mal am Sonntage, sich noch ein wenig am Häufchen Asche zu wärmen, die zu einem guten Teil auch meine Asche ist, denn „unsere“ darf ich nun nach entsprechender Diskussion nicht mehr sagen. Vielmehr ließ ich dann auch noch die vorletzte meiner Rezensionen versengen, wobei das einhel­lige, fast erwartete Flämmchen der Vernichtung noch einmal aufzüngelte, bevor ich mich an mei­nen weit nachsichtigeren Computer zurückziehen konnte und diese letzten Zeilen hier vollenden.

 

Im Waltersdorfe 11.03.2012