Der Gedichtladen

Gedanken aus dem Leben, für das Leben

Kolumne KW51 „Lebenswerk“

Lebenswerk

 

Anders, als es mir geht, kann mancher nicht nur das vergangene Jahr erstehen lassen in seinen Beschreibungen, sondern einen einigermaßen entfernten Lebensab­schnitt, wie die Kindheit. Christina Margret, deren Name aus Maria und Gretel gebildet wurde, die beide ihre Patentanten waren, kann das in nun schon ihrem dritten Büchlein über die eigenen Kindheits- und Jugenderleb­nisse.

In einem christlichen Haushalt in Radeberg aufgewachsen, beschreibt sie die Nachkriegszeit als zwar schwer, aber voller Leben und Erlebnisse, die sie mit Schulfreundinnen und Ferien­bekanntschaften hatte.

Wer kann sich heute schon noch an Kinderspiele, wie der Plumpser geht rum, Laurenzia oder Schrapps hat den Hut verloren erinnern. Auch kann ich mich erinnern, dass ich noch Kinder Himmelhopse, Kreisel oder Sackhüp­fen oder Schubkarre Fahren spielen gesehen hätte. Sie hält das aber alles in ihren „Sonnenblumen – Ferienge­schichten“ fest, die überwiegend in und um Boxberg spielen, einem Dorf, das dann republikweit bekannt wurde als Kraftwerksstandort, dessen Umge­bung dann natürlich entsprechend verwüstet war durch den Tagebau, der erst jetzt wieder als künstlicher See neue Reize bietet.

Es ist aber nicht vorwiegend die Wehmut um verlorengegangene Natur oder neu errichtete Gebäude, wobei Erichs Neubauten ja wahrlich kein architektonisches Ruhmesblatt gewor­den sind. Es ist vor allem Wehmut um das beste Produkt der DDR, das ja in besonderen Menschen bestand, die, wie auch immer sie zur Staatenkonstruktion standen, vor allem nicht die Augen vor den Mitmenschen verschlossen haben, die vielleicht ein bisschen verängstigt waren (schließlich lebte man ja erklärtermaßen in einer Diktatur, die die des Proletariats hatte sein sollen), man war auch ein bisschen hinter dem Mond (gerade in diesem Tal der Unwissenden), aber man hatte sich die Fähigkeit bewahrt, vertrauensvoll selbst auf jeden fremden Menschen zuzugehen und ist erst jetzt in der Marktwirtschaft, gebrannt durch viele Enttäuschungen bez. der Menschlich­keit, ebenso vorsichtig, abwägend, vor allem die eigenen Interessen wahrend, geworden.

Christian Rempel im Waltersdorfe, den 20.12.2015