Der Gedichtladen

Gedanken aus dem Leben, für das Leben

Kolumne KW39 / KW40 „Glatter Durchläufer“

Glatter Durchläufer

 

Der Vorstand ist wieder derselbe, der Kassen­stand ist geblieben und die Internetredaktion ist bestätigt und ausdrücklich bedankt. Das Seminar, das sogar eine beachtliche Presse­resonanz gefunden hatte und dessen einer Punkt auch immer die Mitgliederversamm­lung ist, begann am Freitagabend mit zwei Freundinnen des Vereins und zwei Gästen, die am Vortag aus der „Märkischen“ davon erfahren hatten.


Was sich verändert hat, ist, dass wieder mal zwei zum Verein hinzugestoßen sind, ein Dresdner und einer der langjährigen Freunde des Vereins, der schon immer mit seinen geistvollen Gedichten zum Pfeffer des Vereins gehört hatte, aber sich jetzt entschlossen hat, als vollwertiges Vereinsmit­glied das Wohl und Wehe mitzubestimmen. Leider gehört er auch zu denjenigen, die keine Internetpräsenz wünschen und daher nennen wir hier keine Namen.

Immerhin konnte er aber am Freitagabend schon in einem eigenen Gedichtband blät­tern und daraus vorlesen, manche der Gedichte waren uns schon bekannt, andere neu, aber alle das starke Papier wert, auf das sie gedruckt waren. Dieses Gemeinschafts­werk des internetphoben Paares in unserem Verein wird nun als Geheimtipp herum­gereicht und wenn einem schon mal danach sein sollte, sich eine Gedichtanthologie zur Hand zu nehmen, der Griff nach dieser lohnte sich auf jeden Fall.

Ganz frisch aus der Feder gespritzt war auch mein Kaspertheaterstück, eine Adaption auf Rotkäppchen, eigentlich ein Auftragswerk des Vereins Kindheit e.V., der Träger des Mehrgenerationenhauses in Schönefeld ist, das wie das KWer in einem DDR-Neubau­gebiet liegt und auch ein bisschen Multi­kultitouch hat, wo man vielleicht nicht einmal davon ausgehen kann, dass das Grimmsche Märchen überhaupt bekannt ist. Der erste Rezensent hielt es für etwas zu anspruchsvoll, aber wir sind guter Dinge, dass sich die Akteure einer solchen Herausforderung eines modernen Märchens vielleicht doch stellen werden.

Von den Gästen nahm der eine dann die Möglichkeit wahr, einen eigenen Text zum Besten zu geben. Er war, obgleich schon 83jährig, eigens zu der Veranstaltung gekommen und trug eine Geschichte zum Thema Kartoffelfeld, auf dem man viel lernen konnte, aus seiner Jugend vor. Der Aufsatz enthielt auch viel Wissenswertes zum Thema Kartoffel moderneren Ursprungs, was den Rahmen ein wenig sprengte, so dass ihm angeraten wurde, daraus vielleicht zwei eigenständige Werke zu machen.

Am Sonnabend fand dann die Lesung von Erhard Scherner mit Gedichten und Auszügen aus seinem Buch „Der Chinesische Papagei“ allgemein Zuspruch. Mir persönlich erschien die vorgetragene Erzählung, die zudem die interessanteste sein sollte, ausgesprochen banal und ich war froh, als die Sache überstanden war. Als er wieder heimgebracht wurde, nahm Gerhard Jaeger die Gelegenheit war und trug seine Gedanken zum Thema Lied vor, was sich zu praktischem, allgemeinen Gesinge entwickel­te und wieder mal die heimelige Atmosphäre aufkommen ließ, die wir im Verein so lieben.

Die Mitgliederversammlung war dann der eingangs erwähnte Durchläufer, bei dem Querelen oder gar Machtkämpfe völlig ausblieben, die aber andererseits auch nicht von Innovationsgeist strotzte. Nur dass die Internetseite jeder gern anders hätte, erinnerte schwach an frühere stundenlange Diskussionen zu diesem Thema. Da der Stand bezüglich der Internetseite hervorragend ist, was Liane Fehler und Susann Schulz zu verdanken ist, gab es auch da kein ermüdendes Gezerre.

Den Rest des Tages füllte die „Textarbeit“, zu der ich noch nie ein richtiges Verhältnis entwickeln konnte, aber wohl unserem neuen Marken­zeichen, eine Autorengemein­schaft zu sein, geschuldet ist. So nahm ich abends noch das Dankeschön an meine Frau Andrea mit auf den Weg, die wieder einiges zum Kulinarischen beigetragen hatte, wobei dies an die von mir geflissentlich verschwie­gene Bedingung geknüpft war, dass nichts zerredet wird und insbesondere man die tolle Internetseite nicht bekrittelt, weil es nicht nur Arbeit macht, Kürbissuppe, Sandkuchen und Frikassee herzustellen, sondern den ambitio­nierten Autoren ihre Werke im Netz munden zu lassen, ist auch nicht von selbst getan.

C.R. im Waltersdorfe 13.10.2013