Der Gedichtladen

Gedanken aus dem Leben, für das Leben

Kolumne KW38

Schon Oktober?

 

„Den Filmpark kennen wir schon“, beschei­den uns die Jugendlichen, denen wir eigent­lich mit einem Ausflug dorthin eine Freude machen wollten, die aber schon mehrmals im 4D-Kino waren, während es für uns das erste Mal ist.
Obwohl es Sonnabend ist und wir schon um elf da sind, nun eben ohne die Kinder, ist die Allee der Giganten nicht gerade überfüllt. Es sind jetzt die Tage, die früh bereits frisch sind, man aber mittags immer noch mal auf den Knopf der Klimaanlage drückt, um nicht ins Schwitzen zu kommen.
Der Eintrittspreis ist mit 21 Euro nicht gerade volksverbunden und wenn man wirklich etwas machen will, wird dann noch der eine oder andere Euro dazu verlangt.
Vielleicht soll es das Schlüsselerlebnis sein, dass man sieht, wie viel Illusion ist am Film, man kann an die Wände der mittelalterlichen Stadt klopfen und stellt fest: verputzter Styropor, und mehr muss es ja auch nicht sein, wenn man es auf die CCD bringen will. Gefilmt sieht ja vieles bessser aus als in Natura, Musik und Geräusche tun ein Übriges.
Bei Radio Teddy, das bei Kindern sehr beliebt ist, kann man reingehen, aber der Em­pfangs­bereich, der an ein Ozeanum erinnert, während das Gebäude an ein Kofferradio gemahnen soll, ist verwaist. Die Moderatorin hinter den Aquariumsscheiben nimmt keine Notiz von Besuchern.
Die zweite Hälfte des Baus ist ein soge­nanntes Sandmann-Haus. Bei der Bezeich­nung fängt es schon an, dass nämlich diese rare DDR-Medienerrungenschaft Sandmänn­chen hieß und nicht etwa Sandmann, das war ja das weniger erfolgreiche Westpen­dant. Die Ausstellung entpuppt sich als Promotion für einen Sandmann-Trickfilm aus dem Vorjahr, von dem man nie etwas gehört hat. Der wesentliche Lapsus ist schon, dass dort der Sandmann sprechen kann, und wer sich noch erinnert, wird wissen, dass diese Sendung streng pantomimisch war und eben zum Einschlafen gedacht, nicht gerade ein Erfolgsrezept für einen Kinoknaller. Der Tagesabschluss wurde auch immer durch das gleiche Lied begleitet, für das eine ent­sprechende Situation in jedem der Spots wiederkehrte. Der Flop war wohl vorher­seh­bar.

 

Sandmännchen und Ampelmann,
das mach mal nach, wer will und kann.
Legenden für die Kinderseelen
müssen heute einfach fehlen.
Vieles kommt und zu viel geht,
und wenn man dann auch nicht versteht,
dass man sich mal beschränken muss,
auf nichts als einen Abendgruß,
ist man nicht sonderlich beraten,
was man erreicht ist: Geldverbraten.
Das Geheimnis hieß: Kontinuität
Kommerz geht gar nicht, merkt man spät.

 

Am wenigsten erinnert noch an ein Minidisneyland mit Disneypreisen mit am besten langen Warteschlangen vor den Attraktionen das Traumwerker-Atelier, wo man einen kleinen Einblick in die Arbeitswelt des Films bekommt, die größtenteils auch am Aussterben ist, wie die des Theatermalers.
Man stelle sich so einen Filmpark, der doch eher, bei allem Verständnis, als Abzocke geplant ist, eine Freizeiteinrichtung für Kinder vor und es entstünde da etwas aus Kinderhand. Vielleicht sogar als Ausbildungs­stätte und vielleicht sogar Erwachsene, die gern etwas in der Richtung machen wollen. Welche Bereicherung könnte das sein.
Der Rückweg führt über Diedersdorf, das sich im Park des tot(schick)sanierten Schlosses zum wohl ersten Oktoberfest des Jahres rüstet. Man sperrt großzügig ab, dass man mit dem Kremser fahren sollte mit bayrischen Tischdecken, mit bayrischen Dirndeln und Lederkniggeboggern angetan begibt man sich zum Riesenzelt am Schloss.
Die Alternative zu allem: Sauf Dir eins!
Im Waltersdorfe 17.9.2011