Der Gedichtladen

Gedanken aus dem Leben, für das Leben

Kolumne KW35 „Meinungsaustausch“

Meinungsaustausch

 

Kaum etwas ist so interessant, wie die Meinung anderer zu erfahren. Man selbst hat ja auch meistens eine Meinung, aber wie sieht es in anderen aus? Wie ticken sie so?

In diesem, meinem traurigen Blog ist es ja nicht mehr als ein langer und ewig währender Monolog. Nur an den Besucherzahlen kann man noch ablesen, dass das Interesse noch nicht ganz erloschen ist, meine Erlebnisse mitzuerleben und meine Meinung zu erfahren.

Anders ist das auf dem Blog von Eitel Kunst, wo man eine Vorstellung hat, wer die Akteure sind, die wohl auch in der Mehrzahl die Leserschaft stellen. Da flammt dann schon manchmal eine kleine Diskussion auf, man merkt, wo es zwischen den UnDichtern Differenzen gibt und wo Übereinstimmungen bestehen.

Es gibt auch ein Periodikum, die Gedankenwasser, in denen dann die Hervorbringungen der UnDichter und der Freunde des Vereins abgedruckt werden. Manch einer fühlt sich dann allerdings auf die Palme gebracht, er hält es für eine morsche Palme, deren unfreiwillige Erklimmung eigentlich nicht lohne. Von dieser, ach so morschen Palme wird dann mit Kokosnüssen geworfen, immer nach dem Motto: „Du wirst schon sehen, was Du davon hast, mich hierher gebracht zu haben.“

Dabei meint Meinungsaustausch nicht einmal Meinungsstreit. Es ist nur für einige schwierig, auch die Meinung eines anderen gelten zu lassen. Und wäre es überhaupt so schlimm, wenn es Meinungsstreit wäre? Es gibt seit jeher recht unterschiedliche Meinungen und manchmal muss man auch versuchen etwas zu tun, um seiner eigenen Sicht Geltung zu verschaffen. Immerhin gab es das ja auch noch: die bessere Einsicht, doch die ist weitgehend aus der Mode gekommen. So kommt es immer wieder zu der Universalantwort des Schweigens, das so flächendeckend ist, dass wir unlängst dieser seltsamen Erscheinung eine eigene Kolumne gewidmet haben.

Ich werde mit meinen Meinungen auch nicht immer auf der richtigen Fährte sein und würde mich gern läutern lassen durch eine bessere Einsicht. Nur müsste man dazu nicht nur die Meinungen kennen, sondern auch die Gründe. Welche Grunderfahrungen haben zu dieser oder jener Einsicht geführt oder sind es manchmal auch nur Neurosen?

Gut ist es da, wenn man sich übt, seine mehr oder minder klaren Gedankengänge nachvollziehbar zu machen. Oft ist es sogar nützlich, wenn man über eine gewisse Ausstrahlung verfügt oder gar prominent ist, einem die Zustimmung nur so zufliegt.

Aber es hat keinen Sinn solchen Träumen nachzuhängen und genügt es nicht auch im Grunde, im Konzert der schriftlichen Meinungsäußerungen auch nur ein bisschen mitzuspielen?

Christian Rempel im Waltersdorfe, den 30.8.2015