Der Gedichtladen

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Kolumne KW32 „Zum Geburtstag oder Wie eine Idee Wirklichkeit wird“

Zum Geburtstag oder Wie eine Idee Wirklichkeit wird

 

Nicht jeder hat einen Freund, der heute schon vierzig wird und doch nur bislang acht Jahre in Deutschland verbracht hat und die restlichen zweiunddreißig in Argentinien. Daher ist Spanisch auch eher seine Mutter­sprache und er kann sie jetzt unterrichten sowie einige Instrumente, die der studierte Musiker David beherrscht.


David wird heute also vierzig und wir haben seinen Geburtstag schon heute Nacht gefeiert. Er hat es wirklich geschafft, sich im schwierigen Gebiet der Musik zu etablieren, leitet unsere Singegruppe, ein Bläserquintett und spielt in einer Hausmusikgruppe heiße Beatlesrhythmen. Sie alle traten gestern auf und so wurde es eine sehr kurzweilige Geburtstagsparty.

Wir denken noch gern zurück an meine dramatische Dichtung zu Demetrius, unser erster Kontakt mit David, wo zwischen den Versen, zu denen Kinder die Handlung pantomimisch darstellten, seine eigens komponierten Musikstücke erklangen. Beim Gesang mag er es am liebsten vierstimmig und mit Instrumenten begleitet darf auch gern werden.

Auf seine Vita passt nun „Don’t cry for me Argentina“ wie die Faust auf’s Auge und so setzte ich mich vorigen Sonntag hin und verfasste einen deutschen Text mit Anklän­gen an das Geburtstagskind, hatte allerdings keine Sängerin. Schon musste ich daran denken, aus dem atemberaubenden Lied eine Travestienummer zu machen, aber das wäre sicher kontraproduktiv gewesen. Dann nahm sich Andrea den Text und sagte: „Ich mach das“.

Da wurde nun eine Woche an den Abenden, wo andere Fernsehen gucken, geübt, und kurz vor dem großen Moment hat dann noch Eva den Bass flott gemacht, dass sie den eingängigen Refrain entsprechend unter­malen konnte. Allen Befürchtungen zum Trotz, dass es dann im entscheidenden Mo­ment doch noch verpatzt werden könnte und dass es nur meiner subjektiven Färbung geschuldet sein könnte, dass es mir so ans Herz ging, war es dann als fast a capella Stück ein großer Erfolg und mindestens einer, nämlich seiner Mutter, standen die Tränen in den Augen.

Dieses Musikstück entzieht sich jeder Aufzeichnung und hier kann nur der Text wiedergeben werden für alle, die einen Freund oder Bekannten mit einer ähnlichen Biographie haben und ein solches Jubiläum ansteht.

Wein‘ nicht um mich Argentinien

Für mich nicht einfach, doch hört mir zu
Wenn ich euch sage, wie es mir geht
Dass ich eurer Liebe bedarf, nach allem, was war
Ihr werd’s nicht glauben
Was ihr da seht, ist ein Musiker nur
der auffasst, gestaltet, hat seins
in diesem allen bist Du

Geschieht mir recht so, ich bin jetzt vierzig
kann doch nicht ewig ein Junge sein
Seh aus dem Fenster, ist kein Sonnenschein
So wählt‘ ich Freiheit
Streif um die Erde und suche das Neu
nichts geht mich mehr an, mein Freund
hab auch nichts erwartet, doch Du

Wein‘ nicht um mich Argentinien
hab Dich doch nie ganz verlassen
In meinen Nächten
In meinen Tagen
Hielt mein Versprechen
Lass mich Dir nah sein

Schnödes Glück und eitler Ruhm
bat ich euch je zu bleiben
sie dachten wohl, sie wären alles, wonach ich suche
Alles Illusionen
sind keine Lösung, bleibt mir doch gestohl’n
Die Antwort liegt doch so nah
Ich mag Dich und hoff‘ Du liebst mich

Wein‘ nicht um mich Argentinien

Wein‘ nicht um mich Argentinien
hab Dich doch nie ganz verlassen
In meinen Nächten
In meinen Tagen
Hielt mein Versprechen
Lass mich Dir nah sein

War das zu viel gesagt?
Das war auch schon alles – zum Glück
Was ihr noch tun könnt, schaut mich an, denn
Jedes Wort ist wahr.

C.R. im Waltersdorfe 25.8.2013