Der Gedichtladen

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Kolumne KW15 „Die Natur mag zu uns sprechen“

Die Natur mag zu uns sprechen

 

Wieder einmal zog es uns ins Elbsandsteingebirge, wo wir nach langem Suchen im Internet dann doch noch ein Quartier am Nordrand fanden, in Lohmen, das wir schon vor zwei Jahren besucht haben, noch bevor die Jahrhundertflut kam.

Unsere erste Wanderung führte uns am Anreisetag zum Richard Wagner Denkmal, im Tal der reißenden Wesenitz. Es war nun von Algen befreit und stand im schimmernden Bronzeglanz und macht nun sogar Musik aus Solarenergie.


Am zweiten Tag dann eine sechsstündige Tour über Wehlen, dem man keine Spuren der Flut mehr ansieht und nun sogar eine Bonbon- und eine Nudelmanufaktur hat, hinauf zur Bastei, wo sich wieder viele Erholungssuchende aufhielten. Dann mit dem Bus bis zum Parkplatz und von da noch mal ein paar Kilometer zu Fuß bis in die etwas unterkühlte Ferienwohnung. Meistens ging ich voraus und hinter mir das Schwesternpaar von Erzieherinnen und die beiden Kinder, sieben und zehn, die die sechs Stunden anstandslos durchstanden.

Am dritten Tag dann Nieselregen und wir versorgen uns in der ebenfalls wiederhergestellten Stadt Pirna mit wärmenden Sportsachen, halten uns auch ein wenig in einem sündhaft teuren Café auf und verbringen den Rest des Tages auf unserem Kleinbauernhof, denn die Kinder konnten sich gar nicht genug freuen über die Pferde und anderes Getier dort.

Am vierten Tag ging es dann mal in die südliche Sächsische Schweiz. Wir parken im Kirnitzschtal und laufen zum Kuhstall, nehmen dort noch die Himmelsleiter und machen uns dann in Richtung der Schrammsteine auf. Das südliche Elbsandsteingebirge hat einen etwas anderen Charakter. Dort erheben sich fast aus der Ebene gewaltige Felsen, bei denen einem schon beim Anblick von unten anders wird. Wie dann erst, wenn man über Treppen und Leitern oben angelangt ist und total außer Puste in die Weite blickt. Mir ist immer so, dass so ein gewagter Felsen ja auch einmal um­kippen könnte und trete daher ungern an den Rand, um das Gleichgewicht nicht noch mehr zu stören.

Hinter mir sind jetzt nur noch die Kinder und eine Erzieherin, da meine Frau krankgeworden ist, aber es gibt trotzdem kein Jammern, obwohl sich der Weg zurück dann ziemlich hinzieht. Die Natur scheint nicht nur zu mir, sondern auch zu den Kindern zu sprechen und man kann sich freuen, dass bei Dresden die Naherholung offenbar noch funktio­niert, denn es sind viele junge Eltern mit ihren Kindern unterwegs.

Vor zweihundert Jahren sind die Schönheiten des Elbsandsteingebirges durch die Romantiker entdeckt worden, was haben die Berge nicht alles schon gesehen und stehen und stehen, auf dass wir uns daran freuen.

Christian Rempel im Waltersdorfe, den 11.4.2015