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Kolumne KW14 „Osterfreuden?“

Osterfreuden?

 

Haben wir noch vor kurzem den frühen Frühling besungen, so haben wir jetzt Wetter, das nicht mehr daran glauben lässt, dass wir den Winter so recht ausgetrieben haben. Nicht nur Stürme und Regenschauer jagen über das Land, sondern auch Graupel und Schnee mischen sich ein, ungebetene Gäste.


Dazu kommt noch, dass die Existenz des Osterhasen infrage gestellt wird. Hatten wir es letzthin schon schwer, den kindlichen Glauben an den Weihnachtsmann aufrecht zu erhalten, so wird es nun noch schwerer mit dem Osterhasen. Die Kinder sehen ja in den Kaufhallen, was alles angeboten wird und ein Osterhase wird da nicht gesichtet, der etwa mit einem Körbchen bewaffnet dort einkaufen ginge.

In diesen Stunden vor fast zweitausend Jahren soll einer vor Gericht gestanden haben, nachdem Judas ihn an die Häscher verriet. Dass das Passah Fest nicht beeinträchtigt werde, musste er noch am gleichen Tag hingerichtet werden, was wohl auch geschah. Man könnte das für einen Justizirrtum halten, aber das Volk hatte selbst so entschieden, als es um die Begnadigung eines der Verurteilten ging.

Das alles ist schon oft erzählt worden und ebenso oft im Kirchenjahr abgearbeitet. Auch die Osterfeiertage sind für uns einfach Freizeit geworden. Bei uns gibt es noch Fisch am Karfreitag, aber wenn das Wetter besser wäre, wäre auch die Grillsaison schon eröffnet.

„Sie feiern die Auferstehung des Herrn“, ja so hätten wir es gern, das Ostern 2015, das sich so schwierig nach der Gaußschen Osterformel errechnet. Wäre es ein unbeweglicher Feiertag, wir ertrügen es ohne Bewegung. Den ersten Vollmond nach Frühlingsbeginn haben wir hinter uns, aber den Glauben an den Osterhasen können wir nicht mehr aufrechterhalten. Das reimt sich dann wie folgt zusammen:

Ostern
Der Osterhase, der bist Du
sagt naseweis die Enkelin
sie glaubt, dass ich das wirklich tu
dabei kommt’s mir nicht in den Sinn

Zwar ess ich Süßigkeiten gern
würd alles ich für mich behalten
und nichts verstecken nah und fern
so würde ich den Schatz verwalten

Auch Malen will mir gar nicht glücken
und das gehört wohl noch dazu
den Pinsel in die Farbe drücken
das ist für mich der ganze Clou

Die feinen Tupfer schmier ich breit
und kleckse ziemlich oft daneben
der Dilettant ist stets bereit
im Nachhinein das zuzugeben

Bist Du wohl so ein Osterhase
entrüstet ist das kleine Kind
fasst ziemlich derb mich an die Nase
doch ich entwinde mich geschwind

Schau Deine eignen Bilder an
wie sind denn die nur hingestümpert
da ist sie nah am Weinen dran
und wie sie mit den Augen klimpert

Muss man denn Osterhase sein
wenn man genug an Geld verdient
man malt nicht, sondern kauft es ein
sucht einen, der den Hasen miemt

Christian Rempel im Waltersdorfe, den 3.4.2015