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Kolumne KW04 „Entdeckung der Unendlichkeit“

Entdeckung der Unendlichkeit

 

Ganze Säle füllt nun wieder der populäre Stephen Hawkings, dessen Lebensgeschichte nun schon zu seinen Lebzeiten verfilmt wurde, unter dem Titel „Die Entdeckung der Unendlichkeit“. Dieser Physiker ist jetzt 73 Jahre alt und man hatte ihm schon 1963 die Diagnose gestellt, dass er nur mehr zwei Jahre zu leben hätte.


Er ist kein Held im eigentlichen Sinne und im Film kommt gut heraus, dass er es eigentlich Frauen zu verdanken hatte, dass er überhaupt noch am Leben ist. Da ist zunächst Jane, die trotz seines Leidens, einem fortschreitenden Verlust des moto­rischen Nervensystems, an ihrer Liebe zu ihm festhält, ihn heiratet und ihm drei Kinder schenkt. Dass er einigermaßen unleidlich gewesen ist, unterschlägt der Film weitgehend, und er wendet sich ja dann seiner Pflegerin Mason zu, die er später auch heiratet, sich allerdings in fortgeschrittenem Alter auch von ihr trennt.

Seine Popularität hat Hawkings großenteils seinen populärwissen­schaft­lichen Büchern zu verdanken, aus denen man als Physiker aber fast nichts mitnimmt. Sie laden eigentlich nicht zum Mitdenken ein, sondern kaprizieren sich auf phantastische Vorstellungen, wie sie in der Sciencefiction Kultur vermittelt werden. Was er eigentlich geleistet hat, kann man sicher nur als theoretischer Physiker ermessen, aber da sind die mathematischen Mittel so unzugänglich, dass es selbst einem gewöhnlichen Physiker weitgehend verschlossen bleibt. In der Reihe der vielen Auszeichnungen fehlt eigentlich nur der Nobelpreis, aber dazu erwiesen sich wohl zu viele seiner Ergebnisse als entweder nicht tragfähig oder irrtümlich.

Insgesamt ist es ein deprimierender Film, aus dem man über die Unendlichkeit natürlich eigentlich nichts lernt und von seiner Persönlichkeit nur die bessere Hälfte erfährt.

Es ist ja ein Phänomen, wie ein so stark behinderter Mensch, der jetzt seinen Sprachcomputer nur noch mit den Augen steuern kann, es zu so einer Popularität hat bringen können. Es ist ein sehr, sehr langsames Ausscheiden aus dem Leben. Es kam ihm zu Pass, dass der Computer rechtzeitig erfunden wurde, so dass man ihm helfen konnte, und dass gerade in der heutigen Zeit das Mitgefühl mit extremen Behinde­rungen so starke Wellen schlägt. Er versteht es, sich zu vermarkten und gilt als eine der Autoritäten, die man in den brennenden Wissenschafts­fragen konsultiert, aber mir geht es irgendwie nicht nahe und die Deprimiertheit findet keinen Ausweg in etwaiger Hoffnung.

Er sorgt selbst dafür, dass es scheinbar nicht mal ein Geheimnis um ihn gibt, man die Frage nicht beantworten kann, ob ein Gott diejenigen straft, die sich aufmachen seinen Bauplan für seine Schöpfung durchschauen zu wollen, ja sich selbst aufschwingen, ein wenig Gott sein zu wollen. Dass dieser Impetus nicht nur in den Physikern steckt, sondern auch in der breiten Masse, das zeigt sein Erfolg am ehesten.

Christian Rempel im Waltersdorfe
25.1.2015