Der Gedichtladen

Gedanken aus dem Leben, für das Leben

Kolumne KW 28 2017 „Von der Macht der Liebe“

Von der Macht der Liebe 

Dieser Prinz Klaus Heinrich in „Königliche Hoheit“ ist erst durch die Liebe zur Vollendung gelangt. Er fühlte sich, bevor ihm diese begegnet ist, irgendwie noch nicht vollkommen und war sich auch dessen nicht bewusst, was ihm wohl noch fehle. Eigentlich war nur das Vertrauen der reichen Erbin Imma zu gewinnen, denn dieses würde in diesen Kreisen gleichbedeutend sein mit Liebe. Dazu musste er zwei Proben bestehen, eine die ihm direkt vorgehalten wurde, nämlich Mitgefühl mit einer psychisch leidenden Gräfin zu entwickeln, die gemeinhin nur Spott zu erwarten hatte und auf das zweite musste er selber kommen. Es bestand nämlich darin, neben den Repräsenta­tions­pflichten sich auch einer sachlichen Betätigung zu widmen, nämlich von der Pike auf den maroden Staatsfinanzen.

Dann wurde alles gut. Was können wir aber daraus für unser eigenes Leben lernen? Lebenshelfer aller Couleur lehren heute, dass man das Tor zur Selbstliebe aufstoßen sollte. Sprüche wie, „jeder denke an sich selbst, so ist an jeden gedacht“ machen ernsthafte Runde. Man kann nun aber in jegliches Verhältnis zu sich selbst treten, kann sich kasteien und selbst vernichten, man kann sich auch ganz toll finden, aber eine Selbst“liebe“ ist nun ein absolutes Absurdum. Man kann sich zwar so zu gestalten versuchen, dass man reale Aussichten hat, dass das Schicksal einem die Liebe zuteilwerden lässt, aber eine Liebe zu sich selbst kann es nicht geben.

Versuchen freilich kann man es, und der Rat, der einem diesbezüglich von den Lebenshelfern gegeben wird, muss wohl deshalb so dringlich sein, weil es sich um eine absolute Unmöglichkeit handelt, ja um eine Amoralität, die nichts anderes versucht, als eine Lebensbedingung, nämlich geliebt zu werden, bei Nichtvorhandensein nicht mehr als Mangel zu empfinden. Man kann natürlich auch eine Weile leben, ohne geliebt zu werden, solche Phasen sind der Selbstfindung vorbehalten, die man aber nicht benutzen sollte, um sich vorzugaukeln, dass man das, was einem da fehlt, auch selbst hinkriegt. Statt vermeint­licher Selbst“liebe“ sollte man der Liebe lieber zuwarten.

Christian Rempel in Zeuthen, den 16.7.2017