Der Gedichtladen

Gedanken aus dem Leben, für das Leben

Kolumne KW 16 2017 „Wenn einer 90 wird“

Wenn einer 90 wird

 

Mein Vater hat das 90. Lebensjahr vollendet und da wurde im Teikyo Hotel am Zeuthener See gefeiert. Es sollte am Wasser sein, dass man anschließend noch in See stechen konnte. Die Runde war dann auch sehr eindrucksvoll. In drei Stunden schafft es ein Dampfer, es war die Victoria, die Runde vom Zeuthener See über Klein Venedig, den Müggelsee und Köpenick, vorbei an der Regattastrecke in Grünau wieder nach Schmöckwitz.

Das Essen war ja langwierig und so war Zeit für einige Kulturbeiträge. Da mir selbst etwas flau war und ich mich auch nicht so in den Vordergrund spielen wollte, bat ich Julius, das vorbereitete Gedicht vorzutra­gen. Es ist ja immer schön, die selbstausgedachten Worte dann aus dem Munde eines anderen zu hören. Da sieht man dann, was von dem zu Lesenden und Vorzutragenden dann wirklich ankommt. Auch bei dem Lied auf die Melodie von Lauf Jäger Lauf, auf die ich einen Text mit Auf Opa Auf gemacht hatte, ging gut über die Bühne, mit der Unterstützung von Jane und Mio, wobei Jane sogar eine perfekte zweite Stimme beisteuerte. Der dritte Höhepunkt war eine sehr schöne freie Rede von Prof. Schade, eines Schützlings unseres Vaters, Opas und Uropas.

Dann zog sich der Fototermin ein bisschen hin, weil die Damen mit dem Kuchenbuffet auf dem Dampfer beschäftigt waren und sich nicht davon lösen konnten, aber letztendlich gelang auch dieser. Als der Dampfer ablegen wollte, musste ich feststellen, dass Opas Lieblingstorte, die mit gekochten Erdbeeren und nichts weiter als Schlagsahne, noch nicht an Bord gebracht war und wir mussten noch einen Eilmarsch zur Kühlung einlegen. Da waren dann also alle auf dem Dampfer, außer Julius und Sanni, weil Julius nicht so für Wasserfahrzeuge ist.

Am Abend gab es dann noch mal ein Treffen bei meiner jüngsten Schwester Uli und ihrem Dieter. Da konnte dann bei gutem Essen und anregenden Gesprächen noch mal das Rempelonium zum Einsatz kommen, das frisch erfunden seit Ostern einigermaßen einsatzbereit ist.

Es fehlte eigentlich nur Jenny mit Familie, weil ihr Ehemann erkrankt war. Da konnten sie die Reise von Halle nicht antreten, aber bei den Geschenken, wo die Highlights Achims Fotobuch und unser Gemeinschaftsprojekt, nach einer Idee von Jane und in technischer Ausführung durch Jakob, das Hörbuch über die Schildbürger waren.

Es ist schon etwas Tolles, dieses hohe Alter in dieser guten Verfassung wie unser Vater zu erreichen und die Familie ist auch sein Lebensinhalt, an der er so regen Anteil nimmt, dass es ihm heute gar nicht so schwer fiel, als die Kapitel der Schildbürger angespielt wurden, fast alle Stimmen zu erraten.

Christian Rempel in Zeuthen, den 23.4.2017